Thema: portrait des malers
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17.09.2001, 18:27 #1
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Der Maler versuchte alles zu vertuschen. Vergeblich.
Sein eigentliches Kapital war ohnehin eine
lautmalerische Erkenntnis: dass nämlich kein Mensch
über die erde wandelt, der das wort `Pinsel´ mehr als
dreimal aussprechen kann, ohne die Gewissheit
darüber zu verlieren, wie sehr das zweite `e´ darin zu
dehnen sei.
Auch glaubte er, dass es nur eine einzige Grausamkeit
gäbe: nämlich die art, wie die Sonne mittels gewaltiger
Eruptionen in das All greife – `denn da gibt es nichts zu
holen, und sie weiss das ganz genau´. Zu einem
gewissen Vermögen gelangte er in der Mitte seines
Lebens, als mithin seine konzeptuelle Phase begann:
Zeitgenossen nannten diese auch `die
Schlawinerperiode´ – das darin anklingende
Augenzwinkern ist eher ein durch Grimm denn durch
Ironie hervorgerufenes. Diese Periode sah auf der
einen Leinwand einen langen Nagel, auf der nächsten
einen Hammer, das nächste Werk zeigte dann einen
Holzbalken, undsofort. Solch eine Serie konnte unter
Umständen 4000 Balkengemälde umfassen, wenn sie
sich etwa `das super grosse holzhaus` oder `die
lange, lange plankenbrücke` nannte. Ein Kritiker
bemerkte, das Raffinement eines Künstlers solle doch
werkimmanent sein und die Mittel des Artisten raffiniert
nur in Bezug auf die Ausübung seiner Kunst, nicht in
der Ausübung der Kunstwerke auf die Geldbeutel der
Sammler. Der künstler revanchierte sich sublim: er
erstellte eine Serie mit 7000 Darstellungen eines
blutenden Schweines, die er `portrait eines
kritikers` nannte. Mit zunehmendem Alter
bekämpfte er die Bitterkeit , die `beleg für das sakrileg
der routine` sei, mit naiven Wiedergaben
naturalistischer Gemälde, die wiederum selbst die
Darstellung eines Gemäldes beinhalteten. Fast bis an
sein Lebensende besass er eine Heiterkeit, die `ihren
einzigen ursprung in dieser einen rettenden idee´ hatte. Witze als inseln, die festen grund geben, denen der Sinn verschwimmt: das war credo seines Lebens, der `echte kern, oder zumindest das eine korn im
künstlichen brei des künstlerischen´, wie ein Freund ihn zitierte. Hierauf angesprochen, äußerte er allerdings, mit einem eigentümlichen schwarzen Glänzen in seinen Augen: das könne gar nicht stimmen – er hätte keinem seiner Freunde jemals auch nur einen ehrlichen Satz gesagt. das sei schließlich `grundprinzip der höflichkeit und des sich freund seins überhaupt´.
Dieses hielt er aufrecht bis zuletzt: seinen Tod hat er bis heute verschwiegen.
[Geändert durch puck am 24-09-2001 um 18:15]
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24.09.2001, 00:11 #2
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Hat ihm nichts genützt, seinen Tod zu verschweigen, denn die Anderen, ja genau die, haben, lauter als gebührlich, darüber geblökt, haben ihm, mehr als das Eine, in den Mund gelegt und er war gedankenlos gewesen und ist es geblieben in der Masse, zwischen der Meute der Verständigen. Seinen Freunden aber, hatte er die Wahrheit zur Diskussion gestellt, seine Wahrheit - in der Tat, er hatte eine - in dem Bewußtsein, dass sie niemals länger als eine Sekunde hätte währen können und schon mal garnicht als Zitat. Jeder der über das Gesprochene gesprochen hatte, war ad absurdum geführt und erhielt als Lohn Publicity. Dem Künstler brannte nämlich wahrhaftig die Frage, wie sollte er nur verständlich machen; das Schöne und das Häßliche und das dazwischen und das davor und das dahinter und das Eigentliche und das Wesentliche und die wahre Natur, na, egal. Mittler zwischen Subjekt und Gesellschaft von, verflixt ...? Von etwas, das in der Masse nicht existiert, wohl aber im Einzelnen, der widerrum in der Masse... aufgeht? (Das einzig Gleichmachende ist das Gefühl, niemals der Gedanke, das Gefühl läßt sich reduzieren in Liebe und keine Liebe!) Der Künstler wußte bescheid. Wenn einer bescheid wußte, war er es. Er war nicht, er war gemacht gewesen, in gleichschaltendmachenwollenden Augen von Rezipientengedanken, massenweise. Aber seine Arbeit, hatte ihm verdammt viel Spaß gemacht und gelebt hatte er auch nicht schlecht. Und die Nachwelt, hatte "etwas" und sie konnte damit tun, was sie wollte. Er hatte dafür gesorgt, dass "es" nicht aufhören würde. Keiner wollte den Epilog verfassen, in dem hätte gesagt sein können, "seine Arbeit gereichte unser aller Beschäftigung, und niemals erhob sie den Anspruch, mehr zu sein ". Und es war gut so.
Vielleicht lerne sogar auch ich es irgendwann noch mal mit der Ironie.
[Geändert durch Zimelie am 24-09-2001 um 00:20]
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10.10.2001, 01:34 #3
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Es war eine Ergänzung, kein Widerspruch. Naiv, direkt. Es bedarf keiner Belehrung. Es war ein Aufruf. Und beinahe hätte ich die Antwort nicht bemerkt. Nun, da es geschehen ist, freue ich mich schmerzlich.
Hymne an die Scheinbarkeit
Ein bißchen Geschwalle damit mein Gehirn nicht an der Leere ertrinkt in Demut
Es wünschen auf den Punkt zu bringen so tun als ob Annäherung wenigstens
Direkt direktiv detektiv die schriftliche Form vielleicht ein wenig ungünstig
Ohne das konsequent nicht Gesagte im nicht Gesagten dieses verdammte Künstlerschwergewicht
die Verbiegungen den rechten Wegwirr auf den ich durch sie gebracht sein soll
Dieses Nichts wo es doch Nichts nicht gibt so oder so oder so oder so...
Ich bin ergänzend dagegen -grundsätzlich- mit Grund und dem naiven Kitsch der ihn umgibt
weit vorne zurück nur weiter MUß es gehen Ein leises flehen aber diese Seite nimmt
es nicht so wichtig und auch ich nicht den Versuch war es wert
Muß ich verflixt nochmal denn hier alles selbst machen?
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