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20.08.2011, 13:58 #1
gefaltet
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Bilanzbesprechung (eine Weihnachtsgeschichte)
Der Briefträger brachte einen Stapel Geschäftspost, Zeitungen und Prospekte.
Inmitten lag ein hellblauer Brief, der eine eigenwillige Handschrift trug, an ihn adressiert.
Er war Steuerberater und nahm seinen Beruf sehr ernst. Viele Kunden dieser Stadt
rannten ihm die Türe ein, da er einen guten Ruf hatte und er sich immer Zeit dafür nahm, wenn jemand seinen Rat brauchte.
Dieser Brief nun tanzte ein wenig aus der Reihe durch sein Format, etwas kleiner
als Geschäftsbriefe sind und durch die blaue Farbe und durch dessen handschriftliche Adressierung in Goldschrift.
Langsam und mit gemischten Gefühlen öffnete er den Brief und las in goldenen
Lettern, die nur so funkelten:
Einladung
zu einem Bilanzgespräch
beim Christkind in der Waldhütte
am 24. Dezember um 20,00 Uhr
Eine Beschreibung um dorthin zu gelangen lag bei.
Da er ein sehr hilfsbereiter Steuerberater war, schenkte er der Sache Aufmerksamkeit und er machte sich am 24. Dezember am frühen Abend auf den Weg, um mit dem Christkind ein Bilanzgespräch zu führen.
Er betrat den verschneiten Wald und ging an schwer niederhängenden schneebeladenen
Zweigen der Bäume vorbei.
Obwohl es bereits dämmerte, lag der Wald in einem hellblauen Schein, von oben
kommend da, und der wie blaue Diamanten funkelnde Schnee begrüßte ihn anblinkend.
Schwarze Raben, Schleiereulen, Karnickel. Wildschweine, Rentiere zeigten sich
vereinzelt.
Er ging sehr nachdenklich dahin ......
In den Tannenbäumen saßen plötzlich Engel und spielten auf der Violine
Weihnachtslieder, so zart und lieblich wie wohl kein menschliches Ohr vorher gehört hatte.
Ein Engel sang ganz hoch: Stille Nacht, Heilige Nacht ..... und dann lag die
Waldhütte da, blaubeleuchet und die Holztüre öffnete sich knarrend.
In der Hütte, die der Steuerberater betrat, war auch dieses blaue Licht und das
Christkind saß am Ende eines ovalen Tisches.
Es hieß ihn mit einer einladenden Handbewegung am anderen Ende gegenüber am Tisch Platz zu nehmen.
Das Christkind war wohl ein modernes Christkind. Es trug Blue Jeans, eine klassische
weiße Bluse und es hatte dunkle Haare und blaulackierte Fingernägel. In seinen
Haaren trug es ein kleines silbernes Diadem mit blauen Steinen darin, aus denen
dieses blaue Licht strömte.
"Ich habe Probleme" sagte es zum Steuerberater "mit der Bilanz der Weltgeschichte".
"Auf der Habenseite gibt es zu viele im Bauch Hungernde, die Horrorgeschehnisse
der Kriege vor der nahen Türe und die schrecklichen Umweltkatastrophen."
"Auf der Sollseite gibt es zu wenig Hilfsbereitschaft für den anderen, zu viele Machthungrige, denen nur die finanzielle Macht oberstes Gebot ist, die keine Ideen
zu einer Steuerreform haben, weil dadurch das Bilanzbild der Machthungrigen sich verändern würde zu Gunsten der hungernden Gerechtigkeit."
"Was soll ich tun, Herr Steuerberater, um die Welt in die Zufriedenheit aller zu
führen?"
Der Steuerberater stützte seinen Kopf auf in einer Hand und schaute dem Christkind
direkt in die Augen, die auch so blau waren wie die Steine im Diadem,
dann sagte er nach langem Nachdenken:
"Am besten, wir bilanzieren ausgleichend, d.h. wir führen das himmlisch verkündete
Steuerfreiheitsjahr ein, denn nur wer wagt, der gewinnt. Aktienjonglierereien
werden unter Strafandrohung verboten, Fonds und Bonds gestrichen für immer und ewig.
Sodann
erolgt ein Zwangsverzichtgesetz auf alle Zugriffe nach zuviel Ausbezahlungen an jene,
die hemmungslos geworden sind -
dann werden wir das Konto Nehmen gegen Geben austauschen und eine Umbuchung
machen von Verständnis, Liebe und Hilfsbereitschaft 1000fach auf Unzufriedenheit
und Gier
und zum Schluß eine Hochrechnung gespannter Beziehungen ausgleichend geprägt."
In einem Jahr werden wir dann erste Fortschritte sehen und ab dem Folgejahr
wird dann die 5%ige weltweite Gerechtigkeitssteuer, die G-Tax, eingeführt - die
für alle genug sein wird, um ein schönes glückliches Leben führen zu können.
Nie wieder wird es eine "Wohlschtriet" geben und nie wieder ein "Speckulieren"
Denn der Speck muß auf alle gleichmäßig verteilt werden."
Da stand das Christkind auf, nahm aus seinem Diadem einen blauen Stein heraus,
den es dem Steuerberater an sein Rockrevers steckte.
Als dieser dann aus der Hütte ging, war er von einem blauen Schein umgeben.
Und in der kleinen Stadt war er dann der einzige, der den blauen himmlischen
ChristkindlOrden tragen durfte, da er zur Weltverbesserung beitragen geholfen hatte.Geändert von LadyChatterfield (08.12.2014 um 07:17 Uhr) Grund: ein "t" eingefügt, damit es "stützte" heißt anstelle "sützte"
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22.08.2011, 09:20 #2
gefaltet
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Bilanzbesprechung
Liebe Evelyn,
eine nette Geschichte, in der Du von der Idee einer heilen Welt und einem guten Steuerberater erzählst. Jeder ist froh, wenn einem die lästige Arbeit gegen nicht allzu hohe Bezahlung abgenommen wird. Beim Steuerberater wird es schnell und routiniert abgewickelt. Solltest Du es aber einmal selbst machen, dann wirst Du feststellen dass dabei durch diese schnelle und kostensparende Abwicklung manche Kleinigkeit die Dein Vorteil gewesen wäre außer Acht gelassen wurde. Eine heile Welt kann nur durch ein hohes Maß an Demokratie entstehen, die so verstanden wird dass Enscheidungen im Interesse von Mehrheiten erfolgen.
LG HansMein erster Gedichtband Einmal durchs Leben mit Hans Plonka ist nun beim Daniel Gockel Verlag erhältlich. Bei Interesse schaut in mein Profil unter Homepage.
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22.08.2011, 09:35 #3
Ritter der Endreime
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Hallo LadyChatterfield,
eine nette Geschichte, der eine ebenso gute Idee zu Grunde liegt. Vielleicht hättest du die lieber erst im Dezember einstellen sollen.
LG RagnarDichten und dichten lassen
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22.08.2011, 12:16 #4
gefaltet
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Danke euch, meine lieben Dichter von Germany. Ich stellte es ein, denn vielleicht verwirklicht es einer (??).
LG E.Chatterfield
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02.12.2014, 17:01 #5
gewaschen
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Schöne Weihnachtsgeschichte
Guten Abend,
dürfen wir diese schöne Geschichte auf der Facebook-Seite unserer Steuerberatungskanzlei posten? Wir würden natürlich einen Link auf dieses Forum legen, so dass erkennbar ist, dass der Inhalt nicht von uns kommt.
Wir würden uns sehr darüber freuen.
Viele Grüße aus München
Jörg
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07.12.2014, 08:14 #6
gefaltet
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Zufällig sehe ich nun das, lieber fidelio 2000. Diese Geschichte könnt Ihr gerne auf eurer facebook Seite einstellen.
Vielleicht bringt sie die jetzige Welt, in der wir leben, ein wenig zum Nachdenken zur Weihnachtszeit.
Liebe Grüsse
LadyChatterfield
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08.12.2014, 03:10 #7
AD MINervae aedem
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Hallo zusammen
@fidelio2000
Sowas bitte per PN klären. Zum einen sichert es die Wahrscheinlichkeit, dass der User es sieht und zum anderen wird dadurch das Thema nicht hochgepusht.
@LadyChatterfield
Ich habe irgendwo einen Tippfehler gefunden, finde ihn aber nicht wieder... Mist...Vielleicht findest du ihn ja...
Ich würde in der Darstellung nicht so viele Absätze in den Absätzen machen. Das führt dazu, dass du einzelne Wörter in einer Zeile hast. Das gefällt mir nicht wirklich. Du kannst ja einfach den Text am Ende des Editors weiterschreiben. Der Text läuft ja dann ganz normal in der nächsten Zeile Weiter, ohne dass Lücken entstehen oder einzelne Wörter einfach mitten im Wort getrennt werden.
Der Steuerberater sützte seinen Kopf auf in einer Hand und schaute dem Christkind
direkt in die Augen, die auch so blau waren wie die Steine im Diadem,
dann sagte er nach langem Nachdenken:) Entweder Stützt er den Kopf in eine Hand oder auf eine Hand. bzw. er stützt ihn auf einer Hand auf. Glaube ich. XD (Ist auch hier spät) Wahrscheinlich ist da nur beim Überarbeiten etwas schief gelaufen.
Zum Inhalt:
Mir ist ein Fehler in der Terminologie aufgefallen. In einer Bilanz spricht man nicht von Soll und Haben. Das macht man nur in den einzelnen Bilanzkonten. Die Bilanz selbst ist in Aktiva (Vermögen/Mittel Verwendung) und Passiva (Schulden/Mittel Herkunft) aufgeteilt. Wofür was steht ist zwar nicht wirklich wichtig, aber zumindest solltest du dich entscheiden, ob du den Steuerberater auf die GuV schaut, in der mit Soll und Haben gearbeitet wird oder die Bilanz mit Aktiva und Passiva. (Da könntest du dann auch mit guten und schlechten Taten arbeiten. Gutes = Aktiva schlechtes = Passiva oder so.)
Außerdem haben Soll und Haben in Aktiva und Passiva unterschiedliche Bedeutungen, bzw. immer wenn ich jemandem erklären möchte, warum es auf den zweiten Blick keine unterschiedliche hat verwirre ich mehr, als dass ich helfe zu verstehen...
nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
NachteuleMeine Sydnatur:
Greis und Greisin miss u <3
Hier stehe ich! Ich kann nicht anders! Gott helfe mir! Amen!
(Der Buchstabe)
Du verstehst Nachteules Kommentar nicht? Lyrisches Lexikon der Nachteule; für Einsteiger: der Kommentarfaden; wenn dir ein Kommentar besonders gefällt, kannst du ihn zur Kritik des Monats nominieren
Drama: Das Gericht; Prosa: Fernreise als Kurztrip, Krieg im Frieden, Die Tote
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08.12.2014, 07:15 #8
gefaltet
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Danke für den Tipp-Fehler Fund. Natürlich "stützte".
Wegen dem anderen: Das ist die Bilanz vom Christkind! Die verstehen manche, manche überhaupt nicht.
E.Chatterfield mit lieben Grüssen
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