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21.10.2013, 10:50 #1
MODerates Katzengeschlecht
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Christian Morgenstern: Die Nähe (Interpretation)
Hallo, meine Lieben!
Es ist mir fast schon peinlich, es zuzugeben, aber ich habe absolut keine Ahnung, wie ich das Gedicht "Die Nähe" von Christian Morgenstern zu interpretieren habe.
Ich habe auch schon versucht, im Internet Gedankenanstöße zu finden, aber gerade dieses Gedicht scheint niemand jemals interpretieren zu wollen.
Ich hoffe, ihr könnt mir helfen: Entweder durch eure eigenen Gedanken oder indem ihr doch eine hübsche Seite findet, auf der ich mich belesen kann
Fragen, die mich am meisten interessieren:
1) Wofür steht die Nähe?
2) Wer steckt hinter dem Komparativ?
3) Steht die Farbe Gelb hier für den Neid?
4) Was bedeuten die Steigerungen für die Nähe?
5) Warum nimmt die Nähe dies alles einfach so hin?
6) Was bedeutet "und nähte Putz"?
7) Wer ist Frau Nolte (erinnert mich irgendwie an Märchen...)?
Wenn ihr natürlich nicht nur diese Fragen beantworten könnt/wollt, freue ich mich natürlich auch sehr.
Es handelt sich ja, wie schon erwähnt, eigentlich bloß um Gedankenanregungen
Vielen lieben Dank im Voraus,
Eure Thrillermietze
Hier findet ihr noch das Gedicht:http://www.gedichte.com/gedichte/Chr...stern/Die_Nähe
PS: Es wäre schön, wenn sich jemand bis spätestens 31.10.13 damit beschäftigen könnte...
PPS: Ihr könnt mir auch, wenn es euch so besser gefällt, gern eine PN schickenGeändert von Thrillermietze (21.10.2013 um 12:04 Uhr)
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21.10.2013, 13:17 #2mooney GuestDie Nähe ging verträumt umher
Sie kam nie zu den Dingen selber.
Ihr Antlitz wurde gelb und gelber,
und ihren Leib ergriff die Zehr.
Doch eines Nachts, derweil sie schlief,
da trat wer an ihr Bette hin
und sprach: “Steh auf, mein Kind, ich bin
der kategorische Komparativ!
Ich werde dich zum Näher steigern,
ja, wenn du willst, zur Näherin! –
Die Nähe, ohne sich zu weigern,
sie nahm auch dies als Schicksal hin.
Als Näherin jedoch vergaß
sie leider völlig, was sie wollte,
und nähte Putz und hieß Frau Nolte
und hielt all Obiges für Spaß.
Eine Putznäherin war eine, die Applikationen auf Kleidungsstücke oder Taschen nähte, jedenfalls aber eine Näherin. Nolte ist ein Allerweltsname.
Lg
mooney
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21.10.2013, 15:55 #3
The Infinite Monkey
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hallo thrillermieze
ich sehe bei mooney ab und zu eine ironische augenbraue hochgezogen und ich kann das verstehen.
könnte es sein, dass morgenstern schlicht ein spassvogel war?
wie wird denn von den literaturexperten "ein knie ging einsam um die welt" interpretiert?
wenn die dort etwas politisch relvantes oder tiefenpsychologisch erklärbares gefunden hätten, müsste es entsprechendes sicher auch zu deinem text geben.
lg wilma27Kinder, jetzt gilt's ernst!
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21.10.2013, 23:35 #4Dr. Üppig Guest1) Wofür steht die Nähe?
2) Wer steckt hinter dem Komparativ?
3) Steht die Farbe Gelb hier für den Neid?
4) Was bedeuten die Steigerungen für die Nähe?). Die erste wäre die Steigerung der Nähe von einer Personifikation zu einer tasächlichen Person, sozusagen die Nähe zum Leben, zu den "Dingen", die in der 1. Strophe erwähnt werden. (Man beachte aber, dass sie als Mensch die Dinge ebenso nicht erreichen konnte, S. 4.) Die zweite Betrachtungsweise basiert auf der Steigerung vom männlichen Näher zur weiblichen Näherin (!), womit man die Interpretation auch genderspezifisch weiterverfolgen könnte. Dabei beachte man auch, dass der Komparativ männlich ist; auch für ihn ist die Änderung vom Näher zur Näherin eine Steigerung.
5) Warum nimmt die Nähe dies alles einfach so hin?
6) Was bedeutet "und nähte Putz"?
7) Wer ist Frau Nolte (erinnert mich irgendwie an Märchen...)?
_____________________________
Allgemein bei der Interpretation hilft es, sich vor allem Morgensterns eigene Aussage zu seiner Lyrik vor Augen zu führen: "Spiel - und Ernst=Zeug". Es sind Wortspielereien, die einen nachdenklichen Kern haben; man lächelt zuerst und überlegt dann ne Weile. Wichtig bei einer Interpretation ist, dass du deine sicht gut am Text belegen kannst, entferne dich nicht zu weit davon mit Assoziationen und Vermutungen. Auch ist es nicht gut, mehrere Interpretationsstränge gleichzeitig zu verfolgen, es sei denn, sie überschneiden sich (wie, bspw., hier).
Falls meine Vermutung über eine schulische Ursache für das gestiegene Interesse an Morgenstern korrekt ist, dann hängt natürlich einiges auch von der Lehrkraft ab. Manche haben eine klare Vorstellung von einer richtigen Antwort im Kopf und erwarten auch von Schülern Antworten, die sich mit dieser weitgehend decken. In solchen Fällen musst du wissen, was der Lehrer von dir will, dass du schreibst.
Das wären so meine Denkansätze zu diesen Gedicht. Sie sind natürlich nicht sehr ausführlich und haben keinen Anspruch auf Richtigkeit.Ich hoffe, dass ich damit etwas helfen kann.
mfG
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06.01.2014, 21:50 #5
MODerates Katzengeschlecht
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Vielen Dank an alle Bemühungen, ich habe mich dann letzten Endes für ein anderes Gedicht entschieden.
Der Faden kann nun geschlossen werden, wenn niemand mehr etwas hinzuzufügen hat.
Vielen Dank,
TM
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31.01.2014, 22:36 #6
gefaltet
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Ja, mir scheint es hintersinnig, daher vielleicht noch um einen Gedanken ergänzenswürdig.
Morgensterns "kategorischer Komparativ" bezeichnet inzwischen als kultur- bzw. wirtschaftspolitischer Begriff - soweit ich das beurteilen kann - dieses Maßlosigkeitsphänomen, alles immer schneller, weiter, höher zu treiben.
Im übertragenen Sinn würde das "Immer-Näher-Sein" die Nähe in Wirklichkeit immer weiter von sich selbst und den Dingen entfernen.
Hat das wohl was mit Konfuzius zutun: "Wenn wir die Dinge nicht bei ihrem wirklichen Namen nennen, bedeuten die Worte nichts mehr." ?
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06.02.2014, 10:50 #7
Gedankenspringer
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Moin.
Schon etwas seltsam dieses Gedicht.
Im Sinne von „die Nähe“, nah zu sein, gibt es wohl zig Interpretationen. Eben individuelle Interpretationen.
Man kann den Begriff:“die Nähe“ nicht in einem gesetzlichen Nenner bringen, er wird immer variabel bleiben.
Manches lässt sich eben nicht mit Logik festlegen. Anstatt die Nähe, hätte man auch:“ die Liebe“, „die Kälte“ usw. nehmen können. Keines ist wirklich, absolut gleichwertig messbar.
Und dieser Logik folgend, ist dieses Gedicht.
Mehr eine Satire auf jene Menschen, die sich über Kleinigkeiten (Interpretation „der Nähe“) einen Kopf machen.
Für mich eine Satire, doch es wird Menschen geben, die in den Zeilen hier, Außergewöhnliches erkennen werden.
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06.02.2014, 14:56 #8
gefaltet
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Korrekt.
Den Schwarzen Peter haben am Ende immer die Schüler.
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06.02.2014, 15:08 #9
MODerates Katzengeschlecht
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Hallo, danke nochmal an die 2 Nachsätze von horstgrosse2 und Ney, aber das Thema ist schon lange abgehandelt, wenn also niemand etwas dagegen hat, bitte ich die Moderation, das Thema zu schließen.
LG,
Thrillermietze
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06.02.2014, 18:44 #10
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Auf Wunsch der Eröffnerin geschlossen.
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