Thema: Prophezeiung
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17.09.2015, 23:18 #1
gefaltet
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Prophezeiung
Merkst Du es nicht?
Sie rüsten sich wieder.
Merkst Du es nicht, wie alles beginnt!
Die Waffen wachsen zum Himmel.
Gebären Hunger und Tod.
All die Dämonen, Du wirst sie nicht los.
Wenn Menschen um ihr Leben rennen.
Wird die Erde brennen.
Der Krieg zieht auf.
Weder Ehre noch Glaube werden Dir helfen.
Furcht und Pein werden Deine Begleiter sein.
Der letzte Schrei aus Deinem Mund.
"Hilf mir, Mutter! Warum"?Geändert von charisma65 (16.08.2016 um 00:10 Uhr) Grund: überarbeitet auf Anregung von fatcat
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18.09.2015, 00:27 #2
Schulz und Sühne
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Ich finde es vielleicht etwas übertrieben in seiner untertreibenden art Dinge sagen zu wollen die so grausam sind dass ich mich wundere wie die Sprache sich dafür hergeben kann, dir seine Mittel zu leihen. Hauptsache man malt nicht zu wenige Gefahren an die Wände falls die Teufel wirklich mal arbeitslos sein sollten für die Zeit wo ich das hier gelesen habe.
MFGDer Roman: "Verballistik"
Die Gedichte: "Auf dem Silbertablett"
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18.09.2015, 00:53 #3
gefaltet
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Was denken Sie ist in meinen Ausführungen unter oder übertrieben! Jeder Krieg ist eine Geisel der Menschheit. Niemand hat das Recht für was auch immer andere Menschen um zu bringen. Das Sterben im Krieg ist eine grausame, hässliche Sache!
Jeder Mensch stirbt letzten Endes für sich alleine! Nicht für Ideologien Dinge oder was auch immer! Anderen Menschen das Recht zu Leben zu nehmen in dem man sie um bringt verursacht keine Befreiung.
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23.09.2015, 00:04 #4
gefaltet
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Hallo, Charisma! Ich würde Sie gern mit Du ansprechen, denn das ist einfach die normale Anrede im Forum. Ich hoffe, es stört dich nicht
Ich habe hier deine Antwort auf den Terroristen zitiert, und nicht das Gedicht, weil ich diese Antwort wesentlich interessanter finde, wenn ich ehrlich bin. Der Grund dafür ist, dass mich das Gedicht auf Grund seiner Eigenschaften (dazu schreibe ich unten noch etwas) ziemlich kalt gelassen hat, wogegen aus deiner Antwort hier doch ein gewisses, ansteckendes Feuer klingt. Wenn diese Worte etwas über deine Intention fürs Schreiben dieses Gedichts sagen, so sympathisiere ich sehr damit, und möchte dir nahelegen, dort - im Grund der Leidenschaft - noch mal zu wühlen, um das Gedicht vielleicht doch lebendiger, persönlicher und damit echter hervorzubringen.
- Also, was hat mir an "Prophezeihungen" gefallen?
Es tut mir leid, dass dieser Abschnitt im Vergleich so kurz wird. Aber ich wollte doch mit etwas Positivem anfangen, bevor ich versuche, dir Analysen und Hinweise, die mir eingefallen sind, vorzustellen.
- Ein Bild erschien mir im Schädel, als ich Folgendes las:
Die Waffen wachsen zum Himmel
Nun, das steht so nicht im Text, aber das war eine unmittelbare Vorstellung, die mich durch den Rest begleitet hat. Sie hat auch eine gewisse sexuelle Konnotation, was ich im Zusammenhang mit Krieg immer interessant finde. Vielleicht geht das aber auch ganz an deiner Vorstellung von "Waffen" vorbei, aber für mich ist der Speer ein guter Stellvertreter für Waffen schlechthin. Allerdings ist dieses Symbol vielleicht schon abgegriffen ...... Jedenfalls, Tipp: "Waffen" ist ziemlich allgemein, du könntest vielleicht etwas Eigenes dafür einsetzen. Für mich wären es Speere.
- Dieser Gedanke war inhaltlich und wegen des Aufbaus lesenswert:
Weder Ehre noch Glaube werden Dir helfen
Furcht und Pein werden Deine Begleiter sein
- Ein Bild erschien mir im Schädel, als ich Folgendes las:
- Nun, was hat mich an "Prophezeihungen" nicht überzeugt?
- Schon beim ersten Leseversuch sorgt die Gliederung der Sätze für ein extrem langsames Lesetempo. Du hast hinter jede Zeile einen Punkt gesetzt, auch wenn der Satz mehrere Zeilen einnimmt. Damit werden ansonsten völlig normale Sätze "durchtrennt" und stattdessen unselbstständige, lose herumliegende "Satzreste" (Ellipsen) erzeugt. Das klingt jetzt danach, wie wenn im Krieg aus normalen Leuten Fleischfetzen werden - aber auch wenn das ein von dir gewünschtes Stilmittel war, überzeugt es mich in diesem Fall nicht (obwohl die Idee prima klingt!). Nun, es wäre keine geringe Aufgabe und bedürfte zusätzlicher Effekte, um mit diesem Duktus ein interessantes, wenn auch unbequemes Gedicht zu schaffen, das einen nicht wieder loslässt. Das nächstliegende Ziel wäre jedoch erstmal, die zu heftig angezogenen Bremsen wieder etwas zu lockern.
Hier eine Version ohne Punkte, zum Vergleich:
Merkst du es nicht
Sie rüsten sich wieder
Merkst Du es nicht, wie alles beginnt
Das Grauen kehrt wieder
Es sät Angst
Sie ernährt sich von Not
Die Waffen wachsen zum Himmel
Gebären Hunger und Tod
All die Dämonen, Du wirst sie nicht los
Wenn Menschen um ihr Leben rennen
Wird die Erde brennen
Der Krieg zieht auf
Weder Ehre noch Glaube werden Dir helfen
Furcht und Pein werden Deine Begleiter sein
Der letzte Schrei aus Deinem Mund
Er wird lauten:" Hilf mir Mutter Warum"!
- Zum Zweiten fand ich im Text ein paar Ärgernisse (für mich) vor.
Merkst Du es nicht!
Merkst du es nicht?
Sie rüsten sich wieder.
Überhaupt, die Du-Form:
Merkst Du es nicht, wie alles beginnt!
...
All die Dämonen, Du wirst sie nicht los.
...
Weder Ehre noch Glaube werden Dir helfen.
Furcht und Pein werden Deine Begleiter sein.
...
Der letzte Schrei aus Deinem Mund.
- Drittens: Es gibt im Text auch ein paar klar unnötige Formulierungen, die der Lyrik den Reiz nehmen. Hier zwei Beispiele mit Erläuterung, und dann meine Erklärung, warum ich das ungünstig finde.
Das Grauen kehrt wieder.
Es sät Angst.
Ich schlage als erste Idee für eine ganz simple Korrektur Folgendes vor: Löschen!
Das Grauen kehrt wieder
Es ernährt sich von Not
Zweites Beispiel:
Der letzte Schrei aus Deinem Mund
Er wird lauten:" Hilf mir Mutter Warum"!
Der letzte Schrei aus Deinem Mund:
"Hilf mir, Mutter! Warum?"
Warum ich diese Kürzungen empfehle:
Ich glaube, in der Lyrik liegt der grundsätzliche Reiz darin, mit wenigen Wörtern viel zu sagen. Lyrische Gedichte sind eben keine Erzählungen, wo Handlungsabfolgen im Vordergrund stehen, deren Verständlichkeit gewährleistet sein muss und wo deshalb gewisse Konventionen der Satzbildung meist eingehalten werden. Stattdessen wollen Gedichteschreiber ihren oftmals komplexen Gedanken-, Gefühls- oder Wahrnehmungsinhalt (das Sinnliche) ohne besondere Rücksicht auf die konventionelle Schreibweise packen ... z. B. in besonders einfachen Worten, in sehr persönlich gefärbten, in konterkarierender Weise ... uvm. Aber wenn dabei ebensolche Sätze entstehen, wie sie typischerweise die Epik benutzen würde, dann würde es den Möglichkeiten der Lyrik nicht gerecht. Auf einer kleinen Fläche große Tiefe darzustellen - auch wenn das dann jeder anders interpretieren mag - ist eine brauchbare Zielsetzung beim lyrischen Schreiben.
Deshalb würde ich es vermeiden, versehentlich etwas Unnötiges zu sagen. Das ist nicht nur meine persönliche Ansicht. Es wirkt nicht nur in der Lyrik unelegant, sondern gilt eigentlich in allen Arten von Texten als Stilfehler. ABER: Nichts spricht dagegen, etwas absichtlich zu doppeln oder zu dehnen. Allerdings muss diese Absicht fühlbar werden, z. B. in einem konkreten Zweck oder als erkennbares sprachliches oder rhethorisches Stilmittel, dass den Text wirklich auf eine Weise bereichert, und ihn nicht nur unnötig aufbläht. Ein erfahrener Leser kann mit recht großer Sicherheit feststellen, ob ein Schreiber nur daneben gegriffen hat, oder ob er gute Gründe für seine Dehnung hatte. Das merkt der Aufmerksame nämlich an seiner inneren Reaktion - wenn sie ausbleibt, wenn kein Echo, keine Frage, kein Reiz sich hält, dann war es wohl überflüssige Dopplung.
- An vierter und letzter Stelle möchte ich noch auf abgegriffene und unklare Ausdrücke eingehen. Mit "abgegriffen" meine ich solche Ausdrücke, die es in der Lyrik schwer haben, weil sie gar zu oft schon wiederholt worden und deshalb leider fast jeden Reiz eingebüßt haben; es sind die "verkohlten Leichen" des Sprachgebrauchs. Davon gibt es sehr viele in deinem Text, eigentlich ist sogar die Gesamtheit aller verwendeten Substantive und Verben sehr gewöhnlich und unauffällig. Erneut, das ist nichts an sich Schlimmes - doch wenn man alles zusammennimmt, dann fehlt dem Text eben das Reizvolle. Beispiele:
wie alles beginnt (oder: "Wie alles begann...")
Gebären Hunger und Tod. (klassisch: "gebären Leid/Not/Elend", diese Variante wirkt ebenfalls abgegriffen)
All die Dämonen, Du wirst sie nicht los. ("seine Dämonen nicht wieder loswerden")
Wenn Menschen um ihr Leben rennen.
Wird die Erde brennen.
Der letzte Schrei
Beispiele (sehr subjektiv):
Es sät Angst. (Warum das ungünstig/unnötig ist, habe ich oben erklärt.)
Sie ernährt sich von Not. (Das heißt also: Wenn es mehr Not gibt, dann wächst die Angst? War das wirklich die Aussage? Falls ja, kann man das noch intensiver darstellen? Es fühlt sich so abstrakt und entfernt an.)
- Schon beim ersten Leseversuch sorgt die Gliederung der Sätze für ein extrem langsames Lesetempo. Du hast hinter jede Zeile einen Punkt gesetzt, auch wenn der Satz mehrere Zeilen einnimmt. Damit werden ansonsten völlig normale Sätze "durchtrennt" und stattdessen unselbstständige, lose herumliegende "Satzreste" (Ellipsen) erzeugt. Das klingt jetzt danach, wie wenn im Krieg aus normalen Leuten Fleischfetzen werden - aber auch wenn das ein von dir gewünschtes Stilmittel war, überzeugt es mich in diesem Fall nicht (obwohl die Idee prima klingt!). Nun, es wäre keine geringe Aufgabe und bedürfte zusätzlicher Effekte, um mit diesem Duktus ein interessantes, wenn auch unbequemes Gedicht zu schaffen, das einen nicht wieder loslässt. Das nächstliegende Ziel wäre jedoch erstmal, die zu heftig angezogenen Bremsen wieder etwas zu lockern.
Über die Struktur habe ich nichts gesagt, weil ich glaube, dass im status quo noch grundsätzliche Überlegungen zum Text nötig sind. Erst, wenn die Absicht klar ist und der Umfang begründet, lässt sich eine stimmige Struktur anlegen. (Woran ich mich allerdings selten gehalten habe ...)
Charisma, ich hoffe, dass du nicht zu sehr enttäuscht bist von so viel "negativer" Kritik. Es geht mir nicht darum, den Finger nur auf das (vermeintlich) Schlechte zu legen, damit es wehtut. Nein, ich habe den aufrichtigen Wunsch, ein paar alternative Betrachtungsweisen darzulegen, Probleme zu benennen und Ansätze für Veränderungen zu geben, wohlwissend, dass ich nicht allwissend bin, und sicherlich kein großartiger Dichter. Doch ich betrachte Textarbeit als gute Übung. Vielleicht lässt du dich bei diesem oder einem deiner künftigen Texte von einem der Punkte inspirieren, das wäre toll. Jedenfalls möchte ich dir ans Herz legen, noch einmal frisch über das Thema nachzudenken und vor allem: nachzufühlen! Gefühle und spontane Einfälle können aus einer bloßen Meinung etwas Größeres machen.* Aber wenn du andere Ziele verfolgst, finde ich das völlig legitim und ich bin der Letzte, der sich darüber ärgert.
Alles Gute für das weitere Schaffen!
Stefan
*Nebenbei, es muss auch nicht immer das große Gefühl sein: Wolfgang Borchert hat Kurzgeschichten über die Zeit nach dem 2. WK in einem sehr trockenen, schmucklosen Stil geschrieben, die mich dennoch ganz schön umhauen können. Das ist eine Überlegung wert, sich mal anzuschauen, wie er das genau hinbekommen hat.
charisma65
Prophezeiung
Merkst du es nicht!
Sie rüsten sich wieder.
Merkst Du es nicht, wie alles beginnt!
Das Grauen kehrt wieder.
Es sät Angst.
Sie ernährt sich von Not.
Die Waffen wachsen zum Himmel.
Gebären Hunger und Tod.
All die Dämonen, Du wirst sie nicht los.
Wenn Menschen um ihr Leben rennen.
Wird die Erde brennen.
Der Krieg zieht auf.
Weder Ehre noch Glaube werden Dir helfen.
Furcht und Pein werden Deine Begleiter sein.
Der letzte Schrei aus Deinem Mund.
Er wird lauten:" Hilf mir Mutter Warum"!Geändert von fatcat (23.09.2015 um 00:11 Uhr)
fatcat's ZahmloseEs ist etwas an meinem Wort
dran, das sticht.
Tippsen: \_anamolie_/\_Flamme_/\_Anti Chris._/ ~ Bewegungsschule(fit for fun) ~
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13.06.2016, 16:05 #5
gewaschen
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Gefällt mir sehr gut. Es gibt Zeiten dafür und auch wieder bei weitem bessere. Aber Fakt ist das die Realität nicht gerade viel versprechend ausschaut und dazu muss man kein Pessimist sein.
Nur wach! Leider wiederholt sich die Geschichte immer wieder oder sollten wir genau jetzt uns soviel weiter entwickelt haben?
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