Thema: Der Sibirische Steinbock
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16.10.2015, 23:04 #1
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Der Sibirische Steinbock
Es war zwar kalt, eine klare Kälte, doch heute schien die Sonne den guten Dipus persönlich dazu auffordern zu
wollen, sein wohlverdientes und lang ersehntes Glück in vollen Zügen zu genießen. Beim hastigen Verzehr von gefüllten
Pralines war etwas Kirschlikör auf den Vatermörder, seinen frisch gestärkten Stehkragen getropft.
In seiner trunkenen Glückseligkeit hatte er es nicht bemerkt. Auch der gelbliche, verschmierte Nachtisch um seine
Mundwinkel zeugte von einer wilden Nachlässigkeit, weil er sich den Nachtisch mit Ioka geteilt hatte. Er hatte vieles
nachzuholen.
Dipus durfte, er konnte, nein, er wollte, soviel er wollte, heute, jetzt, für immer, wann immer er wollte, egal, was
auch immer er gerade gewollt haben mochte.... schräge diffuse Gedanken flackerten in seinem Kopf, die sich für ihn nicht
näher fassen ließen und deshalb auch hier nicht näher beschrieben werden können. Im schräg stehenden Sonnenlicht
leuchtete sein ins Wachs getauchte Haar gemeinsam mit den Ohren feuerrot. Dieser Anblick hätte schnell die Vermutung
einer schon leicht erweichten Hirnmasse nahe legen können. Ansonsten saß er still und kerzengerade neben seiner
Geliebten. Wie ein glimmender Docht klemmte eine Zigarre zwischen den schneeweißen Zähnen und hastige
Rauchschwaden wehten von ,,seiner kubanischen Behike" über die beheizte winterliche Terrasse am Südhang
der Insel, hinaus auf die ruhige Ägäis. Vom sibirischen Tief war hier oben wenig zu spüren.
Es war nicht etwa irgend eine Zigarre, sondern eine der wenigen Original- Zigarren aus der legendären El Laguito Produktion.
Sein Vater Laio hatte sie sich für die wenigen glücklichen Momente seines Lebens aufgehoben. Und dieser Tradition galt es heute
zu folgen, um das Familienerbe im angemessenen Angedenken aufleben zu lassen. Glück ist erst dann Glück,
wenn es sich mit allen Sinnen in tiefen Atemzügen erspüren lässt. Selig tropfende heilige Zufriedenheitsmomente,
und die wollten jetzt erst mal gelernt werden. Von hier aus hatte Dipus den leeren Hubschrauberlandeplatz fest im Blick,
für den Fall, dass unliebsame Geister zurückkehren wollten.
Seine um Jahre jüngere, hübsche Stiefmutter und jetzt blutjunge Witwe lehnte nicht minder selig an seiner Seite. Ioka trug
am Hals das handgewebte Flaumhaar des Sibirischen Steinbocks zu einer Stola geflochten, dazu passend krönte
ein schwarzer, schlichter Seidenhut von ,Chambrice' ihre brotblonden Locken. Von ihren Ohren hingen Kreolen
und vom Kinn die Reste der dottergelben Paradiescreme, sündhaft leckere Fingerfood- Häppchen des Leichenschmausbuffets.
Die Lachsfarbe ihres Kleides und die ausgepolsterten, mit Silikon befüllten Körbchen rundeten das
,,laszive Gesamtkunstwerk Ioka" nahezu formvollendet ab. Auch ihr Blick glitt ab und zu über den glatten Wasserspiegel
der Lagune und landete immer wieder auf dem leeren Platz wo früher Laios Helikopter gestanden hatte.
Zweihundertdreiundfünfzig größtenteils unbekannte Hände hatte Ioka heute morgen noch vor der kleinen
Kapelle gezählt und geschüttelt. Mit seufzenden und unverständlichen Worten des Beileids wurde jedesmal
ihr Handschuh mit dem unübersehbaren Rubinring in die Kameras halten. Das große Heer der Fotografen
war dazu mit ihren lauernden Linsen diskret hinter der Friedhofsmauer in Stellung gegangen. Von irgendwo her
bediente jemand ein ferngesteuerten Flugobjekt mit Kamera und lenkte es mit sanftem Flirren geschickt
über die leicht irritierten Köpfe hinweg.
Stille und besinnliche Momentaufnahmen für das Familienalbum.
Bei dieser Trauerfeier ,,im kleinsten und engsten Kreise" wurde jeder Händedruck von einem zirpenähnlichen
Blitzlichtgewitter begleitet und im gleichen Augenblick an die Onlinedienste der Welt versendet. An der Lautstärke
des Surrens der Objektive vermochte Ioka die Wichtigkeit der vor ihr stehenden Persönlichkeiten abzuschätzen.
Dementsprechend deutlich fiel ihr Nicken aus, mit welchem sie sich artig für das ihr entgegengebrachte tiefe
Mitgefühl bedankte.
Mit Genugtuung hatte sie die Sprachlosigkeit vieler weiblicher Trauergäste wahrgenommen, die sich mit ihrer neuen
Rolle in der Gesellschaft erst noch abzufinden hatten. Diese schienen immer noch fassungslos und starrten mit
unbeweglichem und leerem Gesichtsausdruck auf das Unikat von Iokas spektakulärer ,Gardusson- Sonnenbrille'.
Dem Anlass angemessen verharrte die wohl teuerste Brille der Welt gut sichtbar hinter einem hauchdünnen Schleier.
Zusammen mit dem Ring und dem Hut waren das die Insignien einer neuen Herrscherin des riesigen Imperiums.
Es war das versteckte Spielchen zwischen Frauen, deren Intelligenz sich darauf konzentriert, treffsicher zwischen
reich, schön, reich und schön zu unterscheiden. Ioka war zudem jung und verwegen, die Welt gehörte ihr.
Die Frage der Dominanz stellte sich hier nicht, sie übernahm kampflos.
In Kombination mit Macht und dem Willen zur Macht war aber auch die Irritation bei den Männern nahezu perfekt.
Viele blieben bei dieser Beerdigungszeremonie mit abgesenktem Häuptern in einfacher und gebückter
Haltung vor ihrem tiefen ausladenden Dekoltee stehen, um ihr eine noch tiefere Ergebenheit zu bezeugen. Einige vergaßen
darüber hinaus in stammelnder Verwirrtheit die üblichen Manieren einer stilgerechten Kondolation. Frechere
und widerspenstigere Exemplare nutzen die Chance zu spontanen und festen Umarmungen bis hin zu Umklammerungen
um ihr eindeutige und unerhörte Angebote zuzuflüstern. Sogar eine auffällige schwarzgelockte Brasilianerin setzte
sich in Szene, deren Angebot ihr die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
Auf einer goldenen Säule stand das schlichte Bild des toten Laio neben seiner Urne. Er schien sich lächelnd an dieser
Prozedur des stillen Leidens beteiligen zu wollen. Seine leicht zusammengekniffenen Augen hatte er immer, wenn er
etwas im Schilde führte.
Zwei Stunden später wurde Laios Urne bei der Überfahrt zur Insel auf offener See geöffnet. Dafür wurden die Motoren
der großen Hochseeyacht gedrosselt. Im Augenblick der Feierlichkeit dümpelte das Schiff andächtig über das
schaukelnde Wasser. Der Seewind hatte sich aber im Anfall einer plötzlichen Laune so schnell gedreht, dass die
Anwesenden dieser denkwürdigen Bestattung für den Rest der Fahrt mit störenden Rußpartikeln in den Augen zu
kämpfen hatten. Die Böe erwischte zudem eine Gischt, die sich wie ein Schmierfilm aus Asche und Salzwasser in der
Festgaderobe festsetzte. Eine Schmierenkomödie. Die entleerte Urne flog bei einem anschließenden Fangspiel der
gelangweilten Kinder über Bord und ging sofort unter. ,Das schwere Schiff wäre sowieso nicht mehr rechtzeitig
zu stoppen gewesen', ließ der Kapitän verlautbaren, und so wurde die Fahrt vergnügt und relativ unbeschwert
fortgesetzt.
Ioka hatte von alledem nichts mitbekommen, da sie von einem äußerst einfühlsamen Dipus unter Deck heftig getröstet
werden musste. Die Weltpresse stand schon im kleinen Ankunfts- Jachthafen bereit.
Viele, besonders die männlichen Gäste, hätten später Stein und Bein geschworen, dass die Witwe gar keinen Hut,
und erst recht keine Sonnenbrille, sondern lediglich schlichte rote, hochhackige Schuhe getragen hätte,
mit nichts drunter. Ioka stöckelte zuletzt von Bord. Die Röte in ihren Augen waren dem Rotwein, einer dreitägigen Feier
und einigen hysterischen Wutausbrüchen geschuldet. Ein Umstand, der nur den Eingeweihten vertraut war.
Und hier war jeder eingeweiht, wie auch die Leserschaft diverser verschwiegener Boulevard Blättchen, die sich mit ihr
vertraut gemacht hatten. Aber heute lieferte die gesamte illustre Runde ungewöhnliche Bilder mit kollektiv angeschwollenen Augen,
zerlaufener Wimperntusche und Rußflecken. Das perfekte Photo- Shooting für eine glaubhafte Trauerarbeit auf dem
Schlachtfeld der tiefen Gefühle. Somit erhielt die Welt das beeindruckende Zeugnis von weinenden, mitfühlenden Freunden
und Angehörigen des großen Laios.
Am frühen Nachmittag hatte sie den Schleier im Rahmen der kleinen, zurückgezogenen Privatfeier gelüftet,
sodass die interessierten Gäste, vorwiegend die weiblichen unter ihnen, sich ausreichend mit dem raffinierten
Brillantbesatz von Iokas Brille beschäftigen konnten. Schon nach zehn Minuten war das Interesse jedoch
gänzlich erloschen und die Brille landete irgendwann unbeachtet neben der Sektbar.
Die männliche Jagdgesellschaft überschlug sich zunächst noch mit dem Versuch, Ioka die uneingeschränkte und
persönliche Unterstützung zuzusichern. Und jeder hoffte insgeheim, bei ihr so etwas wie die
,, Unterstützungseinwilligung einer Witwe" erbeuten zu können. Nun aber saß sie alleine neben ihrem
qualmenden Stiefsohn Dipus und beobachtete das Wasser und den leeren Hubschrauberlandeplatz.
Sie würde schon gut alleine zurechtkommen können. Es hatte für sie keinerlei fremder Unterstützung bedurft, die
Schmuckschatulle von Laios erster Ehefrau zu öffnen. Das war denn auch ihre erste offizielle Amtshandlung einer
fortan allein stehenden und von Entsetzen gezeichneten Witwe gewesen, die gerade unvorbereitet auf den bescheidenen
Inhalt der familiären Schmuckreserven gestoßen ist. Fortan besiegelte zumindest der große Rubinring von Laios
Großmutter ihren jetzigen klaren Anspruch.
,,Milliardärinnen leben länger, wenn sie schlicht, natürlich und bescheiden auftreten", hatte Laio ihr
in der kurzen Zeit ihrer Ehe versucht einzubläuen. ,Das wäre immer das, was die ,,Neureichen"
zu allererst verlieren'. Er hatte dabei wie ein alter Mann geklungen mit seiner nahezu siebzigjährigen,
senilen und weltfremden Lebenserfahrung. Doch solche elementaren Botschaften wusste sie stets
lächelnd zu überhören, nicht nur, weil sie zu jung und hübsch war. Auch wenn sie die von ihm
prophezeite Daseinsverkürzung durch Unbescheidenheit am eigenen Leibe erfahren hätte, so hätte sie
ihm solchen kruden Aberwitz niemals rückwirkend bestätigen können. Sie war nun mal
,,neureich". Und welchen Sinn sollte aus ihrer Sicht ein überlanges Leben haben, wenn Reichtum das
überflüssige Alter nicht mehr abzufedern weiß und Liebhaber das Interesse an ihr verloren hätten.
Die vielen zombihaften Gestalten um sie herum vermochten sie nicht zu überzeugen. Seit Jahren schon
hatten die sich mit ihren Chirurgen auf ein gleichbleibendes jugendliches Gesicht geeinigt und warteten
auf ein gnädiges Ende. Lediglich die Kleidung und Behang wechselten zu den Jahreszeiten. Der Ausdruck ihrer
trostlosen vernarbten Masken konnte das selten gewordene Lächeln schon längst nicht mehr transportieren.
Welche Gnade also, wenn Unbescheidenheit ihr eigenes unnatürliches und kurzes Ende erfahren
durfte.
Heute hätte sie ihm gut zu einem Überdenken und zu einer Korrektur seiner Einstellungen zu raten gewusst, wenn
Laio denn seinen eigenen tragischen Unfall noch überlebt hätte.
Chlorreinigungstabletten sind jedoch nicht besonders lebensverlängernd. Da hätte der kluge, alte Herr
auch von selbst drauf kommen können. Zumindest stellen sie keine sinnvolle medizinische Antwort auf einen
asthmatischen Anfall dar. Auch dann nicht, wenn sich solche Tabletten plötzlich unangekündigt und völlig
unerklärbar im gewohnten Pillendöschen einfinden.
Höchst problematisch kann solch eine Fehlbehandlung aber in entscheidenden Momenten am Steuerknüppel
eines Helikopters werden, und erst recht vor dem Hintergrund einer ausgewiesenen hochgradigen Chlorallergie und
vor dem Abgrund einer viel zu schnell herannahenden Felswand.
Bei der Identifizierung seiner verkohlten und versprengten Leichenteile konnte sie später nur noch
die angesengten Haare auf einem Stofffetzen von seinem Revers bestätigen: hoch- allergene Seidenhaare
eines Sibirischen Steinbocks... ein Geschenk von ihr, ein Schal, welchen sie nach mühsamen und ausgiebigen
Streifzügen durch die Welt der italienischen Haut Couture endlich für ihn entdeckt hatte. Er trug das
Zeichen ihrer Liebe bis in den Tod, mit einem leichten Knoten um den Hals, den sie ihm liebevoll gebunden
hatte. Und dieser Gedanke erweckte in ihr diffuse, beinahe zärtliche Gefühle in postmortaler Romantik.
Ein Gedanke der guten Laune, der allen Schmerz vergessen machte.
Eine Ironie des Schicksals? In der kuriosen Rückbetrachtung war alles schon sehr auffällig. Astrologisch betrachtet
war Laio nicht nur Steinbock, sondern auch seine Großmutter. Und die kam ebenfalls aus jener sibirischen
Hochlandsteppe, um sich im Land der Götter einen reichen Mann von Rang zu angeln.
Steinböcke erreichen alles. Sie kommen überall hin, wovon andere noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten
und wenn es sein muss bis zum Olymp.
Sie hätte ihrem Enkel gewiss das Fell über die Ohren gezogen, wenn sie um Iokas zweifelhafte Existenz gewusst hätte.
Ihm aber waren solche vollendeten und verspielten Daseins- und Datailbetrachtungen zu Lebzeiten verhasst.
Für Laio waren solche Parallelen nichts weiter als nichts-sagende Zufälle, deshalb uninteressant und nicht
besonders zuträglich.
An seinem Geburtstag musste er seiner jungen Gattin nochmals seine rasanten und jugendlichen Flugkünste
unter Beweis stellen. Beweisen musste er sich immer, ein Leben lang, das hatte er gelernt. Der große Kampf um sich
auch die große Liebe zu verdienen. Es sollten diesmal frische Blumen für seine Ioka sein, natürlich selbst gepflückte
aus Amsterdam.
Er musste stets alleine losziehen, um ihr die Trophäen der Welt und die Sterne vom Himmel zu holen. Das
verschaffte ihr wiederum Freiräume, die eine junge, begehrenswerte Frau gerne für sich in Anspruch nimmt und
braucht. Weltliche Geschäfte langweilten ihn seit geraumer Zeit, und er hatte gelernt, seine Frau auf nahezu kindliche
Art zu umwerben. Und sie hatte gelernt, sich dabei jemanden anderes vorzustellen und sich bei diesem Spiel immer
größere Verrücktheiten auszudenken. Sie warf das Stöckchen, und er kam zurück und konnte sich schwanzwedelnd
von seiner völlig neuen und jugendlichen Seite erfahren, und sich seine Belohnung abholen. Das übliche neckische
Treiben einer Verrückten und eines hoffnungslos Verliebten. Zwei, die sich blind verstehen. Und nur im weise
vorausgeahnten Glück einer Überlebenden blieb sie erdverbunden und vor dem grausamen Schicksal einer
Flugbegleiterin verschont.
Wie aber war es zu verstehen, dass dieser bis zur Unkenntlichkeit Verbrannte, an eine Felswand Geschmetterte,
totsicher Zerschellte und Zerstückelte, der grade erst frisch vom Winde Verwehte, -wie konnte dieser phönixgleich
plötzlich am klaren helllichten Tage im Januar, am Tage seiner eigenen Beisetzung, -wie konnte er da putzmunter
von den hohen Steinstufen auf seine Veranda zu seiner kleinen Trauergemeinde hinab springen?
Einige ungesicherte Paparazzis drohten ob dieser unglaublichen Erscheinung auf ihren waghalsigen Plätzen
von der Bergwand zu kippen.
Das fröhliche und ausgelassene Treiben auf der großen Freiluftterrasse wurde schlagartig leiser. Nur
der Trompeter hatte sich mit geschlossenen Augen in Rage und in sein einsames Solos verliebt,
verzückt tanzte er auf der Stelle zu seinen eigenen Klängen und dankbar bezog er die um sich
greifende aufmerksame Stille auf sich.
Laio schritt in völlig untadelig gekleidetem Weiß durch die Menge. Eine exotische Blume zierte sein Revers.
Er kam mit dem leichten und beschwingten Gang eines jugendlichen Bergtieres.
Wollte er all die Trauernden verkohlen, die sich seinetwillen im tiefen, gemeinsamen Schmerz hierher
zusammengefunden hatten? Wie der Leibhaftige schritt er offensichtlich vergnügt durch das Spalier der Beteiligten,
die im stummen Entsetzen immer noch unter ihrer Konjunktivitis litten und vor dieser makaberen Halluzination zur
Seite wichen. Und all das geschah zu den einsamen Klängen eines völlig entrückten und schweißgebadeten Trompeters...
eine geradezu perfekte und groteske Filmszene im schräg stehenden Sonnenlicht vor einer blauen Lagune.
Und so steuerte der glücklich auferstandene Laio mit offenen Armen auf seinen Sohn und seine leidende Gattin zu,
um sie aus ihrer tiefen, innigen Trauer und Umarmung zu befreien.
Dipus hatte im glücklichsten Moment seines Lebens das Richtige getan. Eben noch als Glückskerze vor sich
hinschmelzend, erstarrte er nun schlagartig, mit glasigen Augen, und verpuffte mit lautem Hustenanfall, der
Anwesende schaudern ließ.
Auch das ahnungslose ,,Gesamtkunstwerk Ioka" drehte sich langsam um und erlebte einen unerklärbaren
sekundenschnellen Alterungsprozess bis hin zu einer maskenhaften Schockstarre. Sie hielt den Rubinring immer noch fest
umklammert, als sie sich schon längst und ergeben mit dem ersten Anflug eines Schwächeanfalls ihrer Ohnmacht
anvertraut hatte. Der totale Blechschaden des Trompeters schien zu diesem Zeitpunkt unvermeidbar.
Zwei Wochen später hatte das sibirische Tief nachgelassen. Frischer Schnee war gefallen, und sein Blick folgte einer
bekannten Hufspur. Lächelnd stellte er Großmutters Lieblingsblumen ans Grab: handgepflückte Tulpen aus Amsterdam.Geändert von Anjulaenga (24.11.2016 um 08:47 Uhr)