Thema: Nurschwanz
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17.07.2019, 08:45 #1
gewaschen
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Nurschwanz
Elli hatte nichts.
Außer ein paar noch gut
erhaltene Titten
und Überlebensstrategien.
Zu wenig für ein gutes Leben,
genug für die Tage
zwischen den Nächten.
Ihre Mutter sagte mal:
Leg dich nicht unter jeden.
Aber Mütter sagen so Dinge,
Mütter müssen das sagen,
Mütter sind verwesende
eigene Identitäten.
Eigentlich sind Mütter nur
die Reinkarnation ihrer
eigenen Befindlichkeiten,
als sie früher selbst
unter dem Falschen lagen,
Dann lernte
sie ihn kennen.
Kalle.
Kalle war da,
weil er nirgendwo anders war,
nirgendwo hingehörte.
Ein Zufall
im Hinterhof der Gescheiterten.
Ein Treffen der Desillusion.
Kalle zog zu Elli.
Elli legte sich unter ihn.
Sie aßen Grünkohl,
tranken Bier
und sprachen nicht.
Sie fickten nachts
und schwiegen am Tag
Irgendwann,
ich denke es war August
öffnete Elli das Fenster und
ließ einen Hauch von Alltagsscheiße
in ihre hermetisch abgeriegelten
Zimmer strömen.
Und da fiel es ihr einfach auf.
Wie eine Packung
unbrauchbarer Erkenntnis
klatschte es ihr ins Gesicht.
Es war nicht schön.
Dann schloss sie das Fenster wieder.
Es wurde schon dunkel.
Kalle nahm einen kräftigen Schluck
aus der letzten Flasche des Tages
Sie legte sich unter ihn
und träumte vom Sommer.
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17.07.2019, 08:51 #2
gefaltet
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Hi, gefaellt mir, MUSSTE bis ans Ende lesen, dann jedoch enttaeuscht mich das allerletzte Wort und ich fragte mich, was ich hier gerne gelesen haette und dachte an "Aufklatschen" oder "Fliegen", LG
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17.07.2019, 10:48 #3
gefaltet
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Lb. Lyders,
es ist mehr Prosa als Gedicht. Die Schilderung von einem antriebslosen Leben wird interessant dargestellt. Das Einfache und Triebhafte wird an die nächste Generation weitergereicht und wird zum Sinn der das Leben ausfüllt. Die Gedanken drehen sich um die Jahreszeiten (Wetter), das Essen und Sex. Hier frag ich mich in wie weit dies nur ein Abbild einer kleinen Minderheit oder doch häufig vorkommender ist.
LG HansMein erster Gedichtband Einmal durchs Leben mit Hans Plonka ist nun beim Daniel Gockel Verlag erhältlich. Bei Interesse schaut in mein Profil unter Homepage.
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17.07.2019, 11:33 #4
Schulz und Sühne
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Solche Existenzen fallen doch normalerweise durch das Raster. Warum werden die denn hier so aufwändig zelebriert als ob was dran wäre, was wir uns mal wo reinzwitschern sollten? anstatt vom Fenster öffnen abzusehen weil es im Suff gefährlich ist mit dem Sauerstoff der Realität.
Der Roman: "Verballistik"
Die Gedichte: "Auf dem Silbertablett"
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17.07.2019, 20:08 #5
gewaschen
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18.07.2019, 01:21 #6
Schulz und Sühne
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Dieses Raster.
Und da fiel es ihr einfach auf.
Wie eine Packung
unbrauchbarer Erkenntnis
klatschte es ihr ins Gesicht.
Es war nicht schön.
MFG!Der Roman: "Verballistik"
Die Gedichte: "Auf dem Silbertablett"