Thema: Der Fall
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06.12.2001, 20:14 #1
gefaltet
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Der Fall
Ein Tropfen fällt.
Ob’s ihm gefällt?
Was er da unten sieht.
Was unter ihm geschieht.
Sieht die Erde brennen.
Menschen hilflos rennen.
Trümmer stürzen auf sie nieder.
Begraben ihre dreck’gen Glieder.
Der Tropfen der fällt weiter.
Sieht Keinen der ist heiter.
Alle schweigen und ertragen.
Mehr als man kann vertragen.
Viele gehen daran zugrunde.
Viele verlieren diese Runde.
Wer es sich erlaubt, die Wahrheit zu sagen, wird erschossen.
Es interessiert nicht mehr wie viel Blut schon vergossen.
Und der Tropfen der fällt schneller.
Jeder sieht nur seinen eig’nen Teller.
Doch wer ist verantwortlich, für dieses Unglück?
Träumt den keiner von Frieden, nur ein Stück?
Der Tropfen, der beginnt zu dampfen.
Hört, willenlos die Truppen stampfen.
Bomben fliegen hin und her.
Es ist ein rechter Luftverkehr.
Fast selbst getroffen, nähert er sich der Erde.
Fragt sich, was wohl aus ihr werde.
Zerquetscht von Stahlkolossen.
Von roten Strömen beflossen.
Sie wird niemals mehr sein, so wie zuvor.
Massen von Menschen gingen durch ein großes Tor.
Arbeit machte frei!
Für Viele war’s danach vorbei.
Jetzt ist er aufgeschlagen.
War es sein Versagen?
Er gibt der Wahrheit ein Gesicht.
Er erledigt seine letzte Pflicht.Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.
(Erich Mühsam)
ACHTUNG: (c) strickt beachten
Attention: (c)
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11.09.2002, 18:18 #2
getrocknet
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Also erstmal: Ja ich weiß wie alt das Gedicht ist
Ist normalerweise auch nicht meine Art alte Gedichte aus der Versenkung zu holen, aber das hat mich einfach nicht losgelassen.
Ich habe es nun schon so oft gelesen. Immer wieder, immer wieder und immer wieder. Es ist mit das beste was ich in der letzten Zeit unter die Augen gekriegt habe.
Es ist, wie Spock jetzt sagen würde: "Faszinierend!"
@Kope: Sahne!!!JBU's letzte Gedichte / Kurzgeschichten:
Verlorene Zeit (letzte Kurzgeschichte)
Deutsche Poesie (letztes Gedicht)
Grau
Bericht über die Menschheit
Die Zeit
Die Reise der Menschen
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12.09.2002, 21:13 #3
gefaltet
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schön das es dich innerlich bewegen konnte zum nachdenken.
ich selbst finde zwar oft nicht das es perfekt ist, es stechen mir immer neue Stellen und auch immer wieder die selben ins Auge. Aber verändern würde ich es nicht.
Vielleicht ist gerade die Unvollkommenheit das was es ausmacht. Jeder kann es so lesen und betonen wie er es möchte, wie seine Stimmung ist, das ist mir zumindest so aufgefallen. Und der Leser will ja auch selbst "Mit Kunst Machen". Seine eigenen Gefühle und Bilder soll er mit einbringen können vom Bauarbeiter bis hin zum Professor Doktor sonstwas. Kunst wird erst zur Kunst, wenn viele sich damit identifizieren können, denn sonst sagen sie was ist denn das für ein Zeug. Was nicht heißt das Kunst die bloß von Spezialisten und Sammlern und einem kleinen exlusiven Kreis oder die gute alte "Hauskunst" weniger Kunst ist, doch wird Kunst erst als solche anerkannt bzw. erkannt wenn viele der selben positiven Meinung über ein Werk oder Bild oder Plasik oder weiß der Teufel was sind.
Ein Irrsinn wie ich meine, aber naja.
Gruß Kope.
[Geändert durch Kope am 12-09-2002 um 21:16]Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.
(Erich Mühsam)
ACHTUNG: (c) strickt beachten
Attention: (c)
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