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23.04.2005, 13:23 #1
gefaltet
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Sie schlief nicht ein. Sie wälzte sich umher, wie eine Schlange, im Bett. Die ganze Nacht lang schlief sie nicht. Immer wieder klagend, immer wieder weinend fuhr sie hoch, fiebernd, verschwitzt. Sie fantasierte fast – nein – sie weidete sich an einem Gedanken: An einem hässlichen…
Seine Worte, die er sprach bevor er gegangen war:
„Liebe? – ach, die gibt es nicht.“
Seine Augen blass, seine Hände kalt auf ihrer Haut, wie bare, nackte Schatten.
„Fliehe, meine Freundin, flieh vor mir
Sieh zu das du verschwindest
Du bist Sünde dir und mir nur Leib
Flieh – und dass du Freunde findest“
Noch als die Sonne draußen stieg, blieb sie im dunklen Raum verborgen. Wie kann sie dem, den sie so liebt, und wo, sein Herz erweichen? … Oder … ist er – wie ein Antichrist – nur Umkehrung aus Zeichen?: Was Liebe ist, ist tot, was tot ist, heiß geliebt, so dass er Einsamkeit im Tod, statt Liebe selbst, vermisst…
Wer weiß schon, wie es mit ihm ist…
Sie wand sich bald in ihrem Leid und bald in ihrer Liebe.
„Er ist’s nicht wert – Er ist’s nicht wert.“
„Nun – will ich ihn noch kriegen?“
Gegen Mittag erst hat sie ihn angerufen. Sie schrie ins Telefon hinein:
„Nein – Liebe gibt es nicht, nur Illusionen.“
Ihre Stimme schwankte, sprang, doch brach nicht ein.
„Drum flüchte ich vor dir, der du sie bräuchtest
Liebe ist dir wohl ein Dorn im Leib
Und Körper sind dir Macht und Macht ist so vergänglich
Verzeihe, Freund, du tust mir gar nicht Leid.“
Im Sonnenschein auf der Veranda schlief sie bald nun ein. Und Abends ging sie in die Nacht mit Freuden aus – allein.
"Wie hass ich dagegen alle die Barbaren, die sich einbilden, sie seien weise, weil sie kein Herz mehr haben, alle die rohen Unholde, die tausendfältig die jugendliche Schönheit töten und zerstören, mit ihrer kleinen unvernünftigen Mannszucht!"
Hölderlin - Hyperion an Bellarmin
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23.04.2005, 13:38 #2
gebügelt
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Prosa, pure Prosa; ist meiner Meinung nach kein Gedicht.
Unterschätze niemals die Kraft der Verdrängnis!
Lache nie über jemanden, der einen Schritt zurückweicht; er könnte Anlauf nehmen!
Meine neusten Werke:
Amor und Psyche
Verschwommen
Winternachtstraum
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08.05.2005, 23:42 #3
gefaltet
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Hmm, ich danke euch beiden für die Antworten und Amuroes für die ganz angenehme Kritik. Da hab ich denn auch noch eine Frage an dich, A.:
Was findest du denn an "Gegen Mittag erst hat sie ihn angerufen - Sie schrie ins Telefon hinein." nicht so gut? Würde mich nämlich interessieren.
Ich hoffe nicht, dass dich die Tatsache, dass ein Telefon klingelt nicht der Stein des Anstoßes ist. *g*
Ansonsten tschüß ihr beiden
Lars"Wie hass ich dagegen alle die Barbaren, die sich einbilden, sie seien weise, weil sie kein Herz mehr haben, alle die rohen Unholde, die tausendfältig die jugendliche Schönheit töten und zerstören, mit ihrer kleinen unvernünftigen Mannszucht!"
Hölderlin - Hyperion an Bellarmin
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