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24.02.2002, 21:14 #1
gebügelt
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Die Aufgabe: Verfassen sie ein Gegengedicht, das mit dem Vers beginnt: "Die Frau"
Gottfried Benn
Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke
Der Mann:
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
und diese Reihe ist zerfallene Brust.
Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.
Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Mann groß
und hieß auch Rausch und Heimat.
Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
Fühl ruhig hin.Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.
Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
Kein Mensch hat soviel Blut.
Hier dieser schnitt man
erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß.
Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht.- Den Neuen
sagt man: Hier schläft man sich gesund.- Nur sonntags
für den Besuch läßt man sie etwas wacher.
Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.
Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.
Nicht alle Menschen sind glücklich, die froh erscheinen. Ich habe schon oft gelacht, um nicht zu weinen ...
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24.02.2002, 21:41 #2
Mod a.D.
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Oh Gott, was für eine Aufgabe. Heftig. Ich habe (ehrlich gesagt) dieses Gedicht nie wirklich leiden können, weil es einfach so abstoßend ist.
Was ist mit "Gegengedicht" gemeint?Cavete-Late-Night-Lesen, die Lesebühne in Marburg an der Lahn, immer am ersten Mitwoch des Monats.
Wer bei uns auftreten möchte melde sich mit Textprobe per e-mail bei mir.
Gesammelte Werke
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24.02.2002, 21:44 #3
gewaschen
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Die Frau:
Hör zu beklemmender Stille
und dort ein leises Röcheln.
Allein und allein! Die Ärzte können nicht helfen.
Puh, vielleicht bringt dir das was. Ich muß schon sagen das dieser Text echt heftig ist, weil er sich sehr nah in der Realität beschreibt.Träume sind Wahrheit
Wenn man versteht
Es gibt keine Zeit
Nur das Leben vergeht
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24.02.2002, 21:48 #4
gebügelt
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Ich weiß auch nicht so genau, was mit Gegengedicht gemeint ist, ich denke, dass kann man sich aussuchen, ob die Frau es aus ihrer Sicht beschreibt, oder ob sie das gesagte kommentiert. Macht einfach irgendwas, denn ich bekomme auch nichts gebacken...
Für den Anfang ist es schon nicht schlecht, aber doch leider etwas zu kurz... Vielleicht kannst du da noch ein paar strrophen zuschreiben...
Trotzdem schon einmal danke....
Herz_der_Sonne
P.S.: ich mag es auch nicht wirklich leiden...Nicht alle Menschen sind glücklich, die froh erscheinen. Ich habe schon oft gelacht, um nicht zu weinen ...
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24.02.2002, 22:49 #5
gewaschen
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Hör zu beklemmender Stille
und dort ein leises Röcheln.
Allein und allein! Die Ärzte können nicht helfen.
Schmecke die Ängste in der Luft,
jeder hängt am Leben.
Doch Niemand hier hat Zeit,um tröstend zu sprechen!
Hier herrscht der Tod, hat keinen Feind.
Es fehlt an Licht, Liebe heilt!
Geschundene Leiber wollen sich entspannen,
Warum bringt man sie nicht zum Garten?
Wär garnicht schlecht wenn hier mal jemand einsteigt und diese Fragmente etwas ordnet, so komm ich nämlich kaum weiter (wird das grausig!)Träume sind Wahrheit
Wenn man versteht
Es gibt keine Zeit
Nur das Leben vergeht
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25.02.2002, 12:42 #6
gefaltet
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hallo!
das ist mit abstand das widerlichste nicht-gedicht, das ich je gelesen habe....ich hatte während meiner schulzeit - gott sei dank - nie damit zu tun......
trotzdem hab ich mal was gebastelt....mal sehen, vielleicht hilft es dir.....man muss sich ja an kein reimmass halten....@torturer: ich hab dabei deine zeilen verwendet und ein bisschen geändert....ich hoffe, dass ist ok...
die Frau:
Hör zu beklemmende Stille
und dort ein leises Röcheln
Allein und allein! Die Ärzte können nicht helfen
Schmecke die Ängste in der Luft
jeder hängt am Leben
doch niemand hier verweilt, hat Zeit
um tröstend, sprechend Qual zu lindern
Hier herrscht der Tod, hat keinen Feind
es fehlt an Lich, Liebe heilt!
Warum bringt ihr Schatten nur und damit Leid?
Geschundne Leiber wollen sich entspannen
zufrieden aus dem Leben gehn
bringt sie doch in den Garten
Luft, Sonne bringen Schwung in Apathie
Doch lieblos wird die Qual gezähmt
der Schlaf geht nahtlos in den Tod
nur liegen, schlafen - macht wenig Arbeit
Einzig Lichtblick sind die Besuche
Geist darf reger sich verhalten
sonst sieht er nur die Decke ober dem Bett
soll nicht abgelenkt werden von seinem Schicksal
Betten die schon Gräbern ähneln
Verfäulnis kaum noch abgewährt
abgestumpfte Seelen vegetieren hier dahin
Leben und Tod - unterschiedslos während der Totengräber wartet
ich hoffe, es hilft dir ein bisschen
alles liebe,
sternentraum
Stir of time, the sequence
returning upon itself, branching a new way. To suffer pain, hope.
The attention
lives in it as a poem lives or a song
going under the skin of memory.
"Heavy" by Denise Levertov
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25.02.2002, 15:06 #7
gebügelt
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das ist super... Danke euch beiden, vielmals...Danke (ich kann es nicht oft genug sagen...
Viele liebe Grüße,
Herz der SonneNicht alle Menschen sind glücklich, die froh erscheinen. Ich habe schon oft gelacht, um nicht zu weinen ...
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25.02.2002, 17:15 #8
gewaschen
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@Sternentraum
Dafür war es da, um noch geändert zu werden, ich will nochmal auf deine Vorschläge eingehen (obwohl ich diesen Text langsam genauso krank finde wie das Original...)
Mir fehlt nämlich ein bißchen die Anrede an den Mann, dem die Frau nach meiner Meinung direkt antworten sollte.
die Frau:
Hör zu beklemmende Stille
und dort ein leises Röcheln
Allein und allein! Die Ärzte können nicht helfen
Schmecke die Ängste in der Luft
jeder hängt am Leben
doch niemand hier verweilt, hat Zeit
um tröstend, sprechend Qual zu lindern
Hier herrscht der Tod, hat keinen Feind
es fehlt an Lich, Liebe heilt!
Warum bringt man Schatten und so noch mehr Leid?
Geschundne Leiber wollen sich entspannen
liebkost aus dem Leben gehn
Komm wir bringen sie in den Garten
Luft, Sonne bringen Schwung in Apathie
So lieblos wird hier die Qual gezähmt
der Schlaf geht nahtlos in den Tod
nur liegen, schlafen - macht wenig Arbeit
Einzig Lichtblick sind die Besuche
Geist darf reger sich verhalten
sonst sieht er nur die Decke über dem Bett
ohne Ablenkung vom schweren Schicksal
Betten die weißen Gräbern ähneln
Verfäulnis kaum noch abgewährt
abgestumpfte Seelen vegetieren hier dahin
Leben und Tod - unterschiedslos während der Totengräber wartet
Das Grauen will ich nicht mehr schaun
Wir greifen hier ein oder gehen
um wie die Anderen in heiler Welt zu leben
Sternentraum was meinst du dazu? Eventuell nochmal daran schrauben?
[/B][/QUOTE]
[Geändert durch torturer am 25-02-2002 um 17:20]Träume sind Wahrheit
Wenn man versteht
Es gibt keine Zeit
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25.02.2002, 21:39 #9
gefaltet
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hm......krank....aber gut, ich muss zugeben, dass du mit der direkten anrede an den mann recht hast.......so klingt es noch einen deut....besser.....(obwohl mir das ganze zuu extrem ist bwz. krank, was anderes passt da nicht)
Stir of time, the sequence
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The attention
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"Heavy" by Denise Levertov
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27.02.2002, 13:28 #10
gebügelt
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Habe jetzt das Gedicht von Sternentraum genommen. Habe das andere erst heute gesehen...aber ich finde beide Gedichte klasse.... Nochmals ein dickes Dankeschön an euch beide... *thanks*
Herz der SonneNicht alle Menschen sind glücklich, die froh erscheinen. Ich habe schon oft gelacht, um nicht zu weinen ...
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