Thema: Frieden
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15.08.2005, 00:50 #1
gebügelt
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Rauchende Trümmer,
nur schwelende Asche
ist geblieben
von Häusern und Menschen.
Hitze
überzieht das Land
gleich einem Leichentuch,
durch die Gassen
schleicht der Tod,
satt vom Blut
unzähliger Opfer.
Das Lachen
der Kinder
verstummt.
Die leben fürchten
das Heulen der Sirenen.
Die Männer
nicht zurückgekehrt,
gefallen an der Front,
oder in Gefangenschaft -
es bleibt nur die Hoffnung
auf ein Lebenszeichen.
Die Frauen
versuchen mit den Überresten
neu anzufangen,
das Beten haben sie
vor Angst und Trauer verlernt.
Und Politiker fordern
glücklich zu sein,
denn es ist wieder Frieden!
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15.08.2005, 14:15 #2
getrocknet
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Dein Gedankengang gefällt mir sehr...
Vor allem die Aussage am Schluss ist sehr passend, denn sie erbigt den Kontrast zwischen Sein- Schein...
Hatte vorher noch im Sinn etwas mehr zu schreiben, jedoch weiss ich jetzt nicht mehr was.
Weiter so. LgDas Geheimnis des Könnens liegt im
Wollen
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15.08.2005, 17:09 #3
gebügelt
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Hallo Tigi!
Danke für dein Lob, ich freue mich, dass die mein Gedicht gefällt.
Wenn es dir noch einfällt, kannst du ja mehr schreiben, würde mich interessieren.
Grüße,
traumfänger
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15.08.2005, 17:23 #4
Slawische Seele
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an Traumfänger
Hallo Traumfänger,
beim Lesen Deines Gedichtes dachte ich erst nur an den zweiten Weltkrieg, den ich aus Erzählungen der eigenen Angehörigen oder der Geschichte kenne.
In der letzten Strophe schreckt man auf, weil es ja Worte sind, die man heute direkt zu hören bekommt.
Ich war sehr betroffen - an Dich jedoch großes Lob für Deinen Ausdruck.
Kriege sind nicht Geschichte, sie sind.
Alles Liebe,
Dana
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15.08.2005, 17:40 #5
gebügelt
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Hallo Dana!
"Kriege sind nicht Geschichte, sie sind."
Leider hast du Recht. Durch die Bomben und die Anspielung auf die Trümmerfrauen hat das Gedicht etwas von zweiten Weltkrieg.
Doch es ist im Gedenken an die Gefallenen aller Kriege geschrieben, denn ich dachte, auch wenn ich nur mit einem von ihnen persönlich zu tun habe, kann es nicht schaden, gerade zu den aktuellen Geschehnissen mal über die Sinnlosigkeit eines Krieges nachzudenken.
Ich danke für dein Lob!
Erfreut,
traumfänger
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16.08.2005, 11:27 #6
getrocknet
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Ich dagegen hätte ehner darauf getippt, dass du das Gedicht anhand der vorliegende Konflikte (z.b. im Osten) geschrieben hast, denn diese Bilder, die du in der ersten Strofe malst, erinnern mich sehr an die schrecklichen Bilder, die jeden Tag auf den Fernseh zu sehen sind.
Wie du die Gefühle der Menschen beschreibst, lässt mich auch staunen, denn wenn das Lachen der Kinder verstummt, heisst es für mich, dass sie nicht mehr Kinder sein dürfen, dass sie sich nicht mehr am Leben freuen dürfen.. Sie sind von den Ereignissen geprägt und von ihnen wird dann verlangt, dass sie sich wie Erwachsene verhalten (Kinder als Soldaten, Beschützer der Familie)
Die Männer werden in dein Gedicht in einem gewissen Sinn ziemlich gefühllos dargestellt, sie haben gekämpft und auf jedenfall verloren.. jedoch erfahren wir durch dein Gedicht nichts über die Gefühle der Männer sonder nur um das Menschenbild der Männer im Krieg (Kämpfen um zu sterben).. finde ich hier vorallem passend als Kontrast zu den Kindern und Frauen, denn auch die Frauen scheinen einerseits voller Hoffnung und anderseits haben sie das "beten verlernt", was ihnen doch eigeltich in schweren Zeiten am meisten Hoffnung geben könnte. Meines Erachtens kommt damit die Intensität der Gefühle zum Ausdruck. Sie wollen zwar Hoffnung haben, jedoch können sie nicht, da ihre Erlebnisse sie derart geschwächt haben. Es scheint, als müssten sie die Kraft haben, ihre Familie weiterzubringen jedoch diese Kraft nicht aufbringen können.
Zu der letzten Strofe hab ich nicht viel zu sagen. Sie gefällt mir am meisten, da Politiker immer wieder im Fernsehen ihre Reden halten und vor allem den Frieden betonen. Es zeigt eigetlich, dass sie wenig Ahnung davon haben, was die Menschen durchmachen mussten und jetzt noch durchmachen müssen. Es erinnert mich vor allem an den Konflikten im Osten. Die Politiker wirkden hier als Richter, als wüssten sie, was gut ist und wie es am Besten für alle Betroffene weitergehen kann. Jedoch fordern sie nur und geben sich keine Mühe, es auch zu verwirklichen.
Wie schon gesagt, hat mir dein GEdicht zum nachdenken gebracht, und das sollte es auch. Die Sinnlosigkeit eines Krieges sieht man vor allem am Schmerz der Beteiligten. Dir ist es gelungen, diese Sinnlosigkeit aufzuzeigen. Der Schluss passt dazu..
Danke dir fürs Gedicht..
Das Geheimnis des Könnens liegt im
Wollen
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16.08.2005, 21:16 #7
gebügelt
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Hallo Tigi!
Siehst du, du denkst an die Konflikte in Nahost, Dana an den zweiten Weltkrieg... Damit ist mir gelungen, was ich wollte, für die Opfer aller Kriege zu schreiben.
Warum staunst du über die Gefühle, die ich beschreibe?
Denkst du, ein Kind, das miterlebt hat, wie eine Bombe sein Haus zerstört hat, das die Nachricht vom Tod des älteren Bruders gelesen hat, das sieht, wie die Mutter weint und das sich um den vermissten Vater sorgt, denkt noch daran, zu spielen und zu lachen? Es darf sich noch am Leben freuen, aber es braucht lange, bis es das wieder kann, das, was es erleben musste, war zu grausam.
Ich wollte nicht, dass der Eindruck entsteht, die Männer seien gefühlskalt. Sie waren es, die an die Front ziehen mussten, die töten mussten, um zu überleben. Und egal, ob man zur Sieger- oder Verliererseite gehört - ja, man hat auf jeden Fall verloren: Lachen, Träume, Menschlichkeit, Unbeschwertheit. Der Hinweis auf die Gefallenen, Vermissten und Gefangenen soll nur die die Größe des Verlustes verdeutlichen.
Die Frauen sehen nur nach vorn. Ich weiss nicht, ob es Hoffnung ist, was sie bewegt, ich denke, es ist mehr der Wille zu überleben, nicht aufzugeben, für die Kinder weiterzumachen. Deshalb beten sie auch nicht, sie sind zu erschöpft, um auf wunder zu hoffen,sie können nur arbeiten, vielleicht auch, um nicht nachdenken zu müssen.
Und die Politiker... nun ja! Dazu ist alles Wesentliche gesagt.
Ich danke dir für Lob, Kritik und v.a. für deine Interpretation.
Einen schönen Abend,
traumfänger
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18.08.2005, 17:03 #8
gewaschen
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Hallo Traumfänger!
Ich möchte keine großen worte mehr machen. Darum möcht eich nur sagen das mir bei deinem Gedicht Tränen in die Augen gekommen sind, weil ich ,wie so oft, an die vielen Opfer der Kriege denke. .In diesem Fall habe ich an die Leute gedacht die genau das im moment empfinden, Trauer Schmerz einsamkeit
Danka für die Eindrücke
Esel
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19.08.2005, 00:23 #9
gebügelt
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Ich danke dir für deine bewegenden Worte - in der Hoffnung, dass irgendwann Frieden sein wird.
Dir alles Gute,
traumfänger
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19.08.2005, 23:12 #10
gebügelt
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Frieden ist leider oft nur die kurzfristige Glücksillusion zwischen den Kriegen,aber wir Menschen brauchen diese wohl ab und zu, um vergessen zu dürfen.Du hast sehr gut geschrieben!Danke im Namen aller Opfer! Suse
Windsbraut
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