Thema: Sündenfrucht
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16.08.2005, 00:23 #1
gefaltet
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Du zeigtest mir die Welt
Und bewegtest mein Herz
Öffnetest mir die Augen
Doch verschlossest meinen Mund
Du lehrtest mich Liebe
Und brachtest mein Glück
Befreitest meine Seele
Doch vergrubst mir meinen Geist
Zerstörtest meinen Traum
Rütteltest an meinem Heil
Wie an einem Baum
So fiel ein Apfel herab
Die verbotene Frucht
Doch ich nahm sie
Und erstickte daran...
[Geändert durch Lacerated Fairy am 16-08-2005 um 01:05]
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16.08.2005, 01:34 #2
getrocknet
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Hallo,
also wenn ich mich mal dazu äußern darf...
Erstens, das Versmaß. Aber mach dir da nichts draus, da hatte/habe ich auch Probleme.
Du zeigtest mir die Welt 6
Und bewegtest mein Herz 6
Öffnetest mir die Augen 7
Doch verschlossest meinen Mund 7
Du lehrtest mich Liebe 6
Und brachtest mein Glück 5 (vielleicht noch ein "mir")
Befreitest meine Seele 7
Doch vergrubst mir meinen Geist 7
So viel ein Apfel herab
Meintest du vielleicht "fiel"?
Danach hast du dich scheinbar nicht mehr um das Versmaß gekümmert.
Wenn ich mich mal an eine Interpretation heranwagen darf...
Du zeigtest mir die Welt
Und bewegtest mein Herz
Öffnetest mir die Augen
Doch verschlossest meinen Mundverschlossest meinen Mund
Zerstörtest meinen Traum
Rütteltest an meinem Heil
Wie an einem Baum
So viel ein Apfel herab
Die verbotene Frucht
Doch ich nahm sie
Und erstickte daran...
Der Apfel... Nunja. Er scheint so etwas wie eine Allegorie für die Erkenntnis zu sein, die Erkenntnis, dass die Beziehung im Grunde schlecht gewesen ist. Jetzt, wo dieser "Apfel" "abgefallen" ist, könnte man eigentlich mit der Thematik abschließen. Doch anstatt dies zu tun, "nimmt" das lyr. Ich den besagten Apfel, verspeist ihn, ignoriert also bewusst diese Erkenntnis, und "erstickt daran".
Edit: Mir fällt gerade wieder auf, dass die Verwendung des bilblischen Motivs vom Baum der Erkenntnis, dessen Frucht ja so unheilvoll wurde, gut gelungen ist.
Also schon ein nette Gedicht, wenn es denn so bewusst geschrieben wurde. Nur an der Form kann man etwas verbessern, ist aber geschmacksabhängig, wie sehr man feste Formen bevorzugt.
...
Mensch. Das hat mal wieder Spaß gemacht. Wie damals im Deutschunterricht. Muss ich mal öfter machen
[Geändert durch Eisstille am 16-08-2005 um 12:00]"Der Gott, der mir im Busen, kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, er kann nach außen nichts bewegen."
Goethe, Faust
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16.08.2005, 02:13 #3
gefaltet
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Hallo.^^
Also erstmal muss ich mich für das "viel" (was eigentlich ----->"fiel", wie du ja schon richtig gesagt hattest, heißen sollte)entschuldigen.
Ich habe keine Ahnung, wie ich auf diesen >grandiosen< Rechtschreibfehler gekommen bin!
Nachdem ich diesen bemerkt hatte, fasste ich mir auch direkt einmal an den Kopf (obwohl ich ihn wohl besser gegen die Wand hätte schlagen sollen... Naja, auch egal.)
Deine Interpretation, für das, was ich da fabriziert habe, finde ich sehr treffend.
Wenn du nochmal die Zeit und Lust dazu findest, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du mehr meiner "Gedichte" (, wenn man es denn so nennen kann) deuten würdest.
Übrigens hast du auch mit der Form auch wieder Recht, aber ehrlich gesagt halte ich mich ungerne an solche Sachen.
Ich schreiben fast ausschließlich freie "Texte".
Ich bin mir nicht ganz sicher warum, aber das lässt mir wohl mehr Spielraum für meine Metaphern...
Danke nochmal! ^^
mfG Fairy
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16.08.2005, 03:22 #4
getrocknet
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Na freut mich ja, wenn meine Interpreation deiner Intention nahe kommt.
Was die Form angeht... Generell bin ich auch der Meinung, dass Gefühl vor Form geht, wenn man es denn schick verpacken kann.
Aber da man sich hier in einem Forum befindet, was ja auch in Ordnung ist, in dem auf eine gewisse Form bestanden wird, sollte man schon versuchen, sich in die Formthematik einzugliedern.
Musste auch schon feststellen, dass wenn man keine gewissen Regeln einhält, es passieren kann, dass man nicht beachtet, bzw. kommentiert wird.
Ist ja auch in Ordnung, schließlich befindet man sich einem von einer Person geschaffenen Raum, in dem man Regeln einhalten sollte.
Also wenn du hier größere Anerkennung ernten willst, dann versuche dich mehr mit der formalen Gestaltung eines Gedichtes auseinanderzusetzen."Der Gott, der mir im Busen, kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, er kann nach außen nichts bewegen."
Goethe, Faust
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16.08.2005, 08:58 #5
Grauzonenjunkie
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Ich glaube nicht, dass man bei einem Gedicht, dass auf formelle Strukturen verzichtet, automatisch von einem "Gefühlsgedicht" sprechen kann. Allein der Begriff von "Gefühl" ist schwer überstrapaziert und ziemlich mies ausgelegt.
Weiters ist es nur Deine Mutmaßung, dass man hier auf Form besteht. Worauf man hier besteht ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit Lyrik und Poesie. Ein Gedicht anhand vorhandener (Oder eben nicht vorhandener) Metrik zu beurteilen ist so, als ob Du ein Geschenk nach dem Geschenkpapier bewertest.
Es gibt hier mehr als genug völlig bedeutungslose, aber metrisch einwandfreie Gedichte - sind sie nun deshalb gut zu heißen, weil sie metrisch so schlüssig sind?
Da wird die Jacke zu einfach gestrickt.
Zum Text:
Grundsätzlich könnte mir Idee gefallen, wenn Du sie nicht in einem so gestelzten Ton bringen würdest.
Das von Dir verwendete aktive Präteritum (Machtest, sagtest, tatest) tritt in einer schwer verdaulichen Ballung auf - das tut dem Text kein bißchen gut.
lg/Peter
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16.08.2005, 11:43 #6
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@nathschlaeger
Ganz ruhig. Ich wollte hier weder das Forum, noch die Personen in diesem angreifen. Es ist doch aber so, dass hier viele Wert auf Form legen beziehungsweise diese im besonderen Maße schätzen und dann auch einem Gedicht noch "postiver gestimmt" sind. Den Satz jetzt bitte nicht wieder falsch auslegen.
Ich habe auch nicht von Gefühlsgedichten geredet. Ich wollte halt nur sagen, dass für mich die Aussage oft vor der Form kommt, ich es zwar bewundere, wenn jemand die Form perfekt einzusetzen weiß, aber es für mich wichtiger ist, dass einGefühl gut rübergebracht wird.
Um mich zu wiederholen, ich wollte hier niemanden angreifen.
"Der Gott, der mir im Busen, kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, er kann nach außen nichts bewegen."
Goethe, Faust
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16.08.2005, 12:16 #7
Grauzonenjunkie
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Hallo,
Ich bin mitnichten aufgeregt, brauche mich also nicht zu beruhigen
Ich habe auch nicht geschrieben, Du würdest das Forum angreifen.
Und die Leute hier können hier Wert auf Metrik und Form legen, bis sie wie erstarrte Monolithen in der Wüste stehen, gleichsam geformt und bedeutungslos, wenn ihnen das gefällt - diese Wertvorstellungen sollten in Dichtern kein Gefühl der Verbindlichkeit erwecken.
Mich lässt das Gänsegeschnatter der Metrikfetsichisten generell kalt - vor allem, weil ich von diesen Leuten noch fast kein Gedicht gelesen habe, dass in mir nachschwingt.
Ich sehe in dem zu besprechenden Gedicht das Potential, nachzuschwingen, weil es eine Atmosphäre schafft und nicht ebendiese zu tode erklärt, sondern Fragen offen lässt.
Es wäre schön, wenn sich der Autor /die Autorin mal zu Wort melden würde, damit das nicht zu einer Doppelconference zwischen uns beiden verkommt.
lg/Peter
[Geändert durch nathschlaeger am 16-08-2005 um 11:19]
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16.08.2005, 12:54 #8
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Vielleicht sollten wir generell das Thema abschließen oder es zumindest nicht hier diskutieren. Wird sonst zu Off-Topic
"Der Gott, der mir im Busen, kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, er kann nach außen nichts bewegen."
Goethe, Faust