Thema: Eheprozedur
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16.08.2005, 12:56 #1
gebügelt
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- Mar 2005
- Beiträge
- 194
Grauer noch als deine Hosen
die dich schon seit Jahren kleiden
sind die vielen inhaltlosen
Tage unser Zwecksymbiosen.
deren Dreck wir nicht vermeiden.
Täglich putz ich Alltagsschatten,
klammer mich an meinen Schwamm,
führe Selbstgesprächsdebatten,
funktionier wie ein Programm.
Frustgelahmte Schritten hallen
trist durch unser Wohnung Flur,
der Gewohnheit zum Gefallen
als ein Teil der Prozedur.
Jeden Tag die gleichen Wege,
jeden Tag das gleiche Wort,
immer wirkt es fahl und träge,
niemals geht der Staub hinfort.
Wie ein fester Wegparcours
mit Alltäglichkeitsgravur
laufen wir an uns vorbei.
inhaltlos und freudenfrei.
Möchte mich der Sicht entbehren,
suche nach Entschuldigungen,
die mir meine Hoffnung nähren
und die Zweifel fortbekehren,
doch sie klingen sehr gezwungen.
Glaubensferne Geistausreden
blenden meine Ahnung nicht.
Ständig stopf ich neue Schäden,
bis der Nadel Faden bricht.
Monologe die mich spalten,
dringen nie in dich hinein.
Sind wie feine Bügelfalten,
wahren nur den schönen Schein.
Ich vertusche deine Fehler,
bis ich selbst sie nicht mehr seh,
bin ein guter Trugerzähler,
Worte sprechen tut nicht weh.
Lüge schon jahraus jahrein,
rede mein Bedürfnis klein,
denn der Arm der mich nachts hält,
tagerwacht zu Eis zerfällt.
Pflichtgehauchte Küsse schmieren,
moderschwer auf meinen Lippen.
Lebenslust ist am Erfrieren,
Lachen soll den Frost garnieren.
Sehnsucht schneidet in die Rippen.
Ihre Stimme säuselt leise,
durch der Sinne leerer Raum,
weint sich nächtens eine Schneise
und verliert sich ganz im Traum.
Glückgesuchte Wege führten
allesamt nicht an das Ziel,
denn das Feuer, das wir schürten,
kurz darauf zu Staub zerfiel.
Täglich kehre ich die Asche
unser kalten Einsamkeit,
doch egal wie oft ich wasche,
grau bleibt unser Tage Kleid.
Sie entbehren viel zu viel,
schuld daran das Täuschungsspiel.
Doch nun leb ich mich heraus,
was schon tot, ist nun auch aus!
Füllertintentanz /= Sandra PulsfortBewege die Schranken,
die dich beschränken;
und du wirst beweglicher
denn je.
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18.08.2005, 16:31 #2
gefaltet
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Dein Gedicht gefaellt mir.Es erzaehlt lebensnah und doch in kunstvoller Sprache.Es ist nachvollziebar,wie es eben in einer abgelebten Ehe so laeuft.
Es bedarf aller beider Intention das zu aendern.Einer kann ja mal anfangen.....
...Tage unser Zwecksymbiosen.
Deren Dreck wir nicht vermeiden.
Frustgelahmte Schritte hallen
trist durch unser Wohnung Flur,
denn der Arm der mich nachts hält,
tagerwacht zu Eis zerfällt.
Ich faende es rhytmisch besser zu schreiben :denn der Arm,der nachts mich haelt....
Täglich kehre ich die Asche
uns'rer kalten Einsamkeit,
Das waren nur kleine Fehlerchen.Sonst alles wirklich gut!
Amrei-lyrics
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18.08.2005, 21:45 #3
Slawische Seele
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Hy Füllertintentanz,
Dir ist etwas gelungen, wofür andere einen Roman schreiben müssen oder einen langen Film drehen.
Gelungen zum totalen Gefallen - stimmt traurig und doch ist
es so.
Du hast Worte gefunden oder zusammengesetzt, die alleinstehend
ganze Geschichten erzählen.
Ein guts Gedicht, gut erfasst in einer besonders guten Sprache.
Liebe Grüße,
Dana