Thema: Risse im Asphalt
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09.11.2005, 17:47 #1
gefaltet
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aus der Reihe "Ich mache dumme, dumme Vorschläge im ICQ und setze sie dann tatsächlich in die Tat um":
gegenwärtige Fassung
Risse im Asphalt
Man möge mir verzeihen,
daß ich in dieser lichten Stadt,
die voll Fantastereien
dem Menschen viel zu bieten hat,
nur Straßen etwas Achtung schenke.
Sie zeichnen strikt Konturen
aufs Angesicht der Großstadthaut
und lenken uns in Spuren,
die niemand zu verlassen traut,
bedeuten sie doch wahres Leben.
Doch unterm Straßenpflaster,
so scheint mir, lauert wahres Heil.
Durchdringe ich die Raster
und treibe einen stählern Keil
in schwarze Asphaltschluchten.
Er tönt, der Presslufthammer,
zerstört bis meine Angst verfliegt.
So wähne ich die Kammer
in deren Dunkel Freiheit liegt
hier unter meinen Füßen.
[Geändert durch gott (thanks admin) am 26-11-2005 um 09:20]
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09.11.2005, 17:58 #2
Glockentürmerin von Lummerland
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Man möge mir vergeben,
daß ich in dieser lichten Stadt,
die sprüht vor heiter Leben
und viel dem Mensch zu bieten hat,
nur Straßen Achtung schenke.
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
Sie zeichnen strikt Konturen
aufs Angesicht der Großstadthaut
und lenken uns in Spuren,
die niemand zu verlassen traut,
bedeuten sie doch Leben.
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
Doch unter ihnen lauert,
so scheint mir doch, das wahre Glück.
Und wenn es ewig dauert,
so kämpf ich mich doch Stück um Stück
bis ich's gefunden habe.
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
Er tönt, der Presslufthammer,
zerstört bis meine Angst verfliegt.
So wähne ich die Kammer
in deren Dunkel Freiheit liegt
hier unter meinen Füßen.
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx
Hm, der Lesefluss stimmt zumindest, der inhalt ist mal wieder offensichtlich, aber die Reime sind nunja, grausam möchte ich nicht sagen, grottenschlecht trifft es schließlich auch. "vergeben-Leben" und "Stadt-hat" sind wirklich armselig. Auch hat man den Eindruck, dass du teilweise Sätze verdrehen musstest, um diese Reime und den Lesefluss hinzubekommen. Diesen Eindruck bekommt man vor allem in der ersten und dritten Strophe, vor allem diese solltest du dir dringend nochmal genauer ansehen.
Liebe Grüße,
Venyaluna
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09.11.2005, 18:02 #3
gefaltet
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Hallo venyaluna!
Na, ich konnte Dir ja schlecht ein perfektes Gedicht hinhauen. Da hättest Du ja gar nicht mehr meckern können. Zumindest haut die Metrik hin, alles andere hab ich erstmal so aus dem Ärmel geschüttelt, damit das dran arbeiten auch Spaß macht
Und was heißt hier, der inhalt ist offensichtlich
alles liebe
eine in die Arbeitskammer eilende
göttin
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09.11.2005, 18:11 #4
Einer von denen
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Ursprünglich eingetragen von gott (thanks admin)
Und was heißt hier, der inhalt ist offensichtlich
Fürs Erste bleibt mir nur zu sagen: Die nicht besonders originellen Reime stören mich als Meister der verbrauchten Reime nicht. Sehr angetan bin ich von deinem (vermuteten) Zynismus, der zwischen den Zeilen heraustropft. Wenn ich jetzt auch noch herausbekomme, worin dieser Zynismus liegt, dann bin ich ein glücklicher Mensch.
Ich grüble weiter und wenn ich fertig bin mit dem Grübeln bzw. keine Lust mehr dazu habe, melde ich mich wieder.
Liebe Grüße
Thomas"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben fähig ist."
Jorge Luis Borges
Mein Wiedereinstiegsgedicht nach all der Zeit: So ist mein Herz ein dunkler Teich
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Und hier noch auf Wunsch von Nachteule etwas von ihm (als Dank für die Hilfe im Mod-Faden): Nachteule
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09.11.2005, 18:12 #5
Glockentürmerin von Lummerland
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Ich seh grade, du hast die erste Strophe überarbeitet und wenigstens einen der schlechten Reime wegbekommen.
Jetzt musst du das nur noch mit dem Rest schaffen.
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09.11.2005, 19:22 #6
gefaltet
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Hallo Ihr beiden!
Wie Ihr seht habe ich mich weiter an den Reimen phallustiert
@ Roderich: Wenn man weiß, worums geht, ist es wirklich schändlich offensichtlich... aber anscheinend nur dann
@ venya: Gefällt die dritte Strophe nun besser?
alles liebe
gott
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09.11.2005, 21:11 #7
Glockentürmerin von Lummerland
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ja, wesentlich besser
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09.11.2005, 23:56 #8
gefaltet
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Ok, dann werd ich mal auf Gott schiessen
Die erste Strophe ist durch die extreme verwendung von Komata und den vielen Verkettungen nur sehr schwer an einem Stück zu registrieren. Strassen Achtung schenkte, klingt in meinen Ohren nicht so schön, mit zwei Nomen in Folge ohne ein Adjektiv, auf den armen Leser einzuprügeln ist nicht die feinste Lösung. Evtl. hättest du die Metrik gleichmässig um zwei Silben erweitern sollen um so ein "meine" einfügen zu können, wäre wesendlich leichter zu lesen gewesen.
Die Elipse in S2Z4 stösst mir auch ein wenig übel auf. Genau wie das schöne wörtchen Grossstadthaut, es ist zwar metrisch korrekt, jedoch sehr schwer zu lesen, da du hier drei normalerweise betonte Worte zusammengepappt hast.
Naja, um weiter rumzunörgeln bin ich ein bisschen zu müde.
Zur Deutung:
Durchdringe ich die Raster
und treibe einen stählern Keil
in schwarze Asphaltschluchten
Naja als ich das so gelesen hab hab ich sofort an Sex gedacht, Raster als das Schossgestrüp, naja den stählernen Keil haben wohl die meisten Männerund die schwarzen Asphaltschluchten sind gleich zu setzten mit schwarzen Löchern
Als ich dann noch was vom Presslufthammer (da hab ich mich doch glatt vertippt und Presslusthammer geschrieben) gelesen habe, und an die Bierbäuche bzw sexuelle Schwungmasse gedacht hab, war mir klar, es geht hier um Sex, alles andere was nicht ins Thema passt überlese ich gekonnt. Jaja, Frauen denken immer nur an das Eine, und diesmal aus der Sicht des Mannes
Dann kam der Effekt mit der verflogenen Angst, das war dann ganz klar die Entjungferung. Nur etwas merkwürdig fand ich, dass das lyr ich Angst davor hat, ist doch ein Kerl oder? Hmm, war das Angst vorm zu frühen Orgasmus beim ersten Mal? Das würde sehr für die Feinfühligkeit der Dichterin sprechen, wenn sie erkennt, unter welchem Druck wir Männer dabei stehen.
Die dunkle Kammer usw... ganz klar das Duschen nach dem Sex.
Ok, ich hab grade an dem Lachen meiner Gefährtin gehört, dass ich meilenweit daneben liebe, aber ich mag meine Deutung so
[Geändert durch Demon_Wolf am 09-11-2005 um 23:02]Tu was du willst, das ist das ganze Gesetz - Aleister Crowley
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10.11.2005, 13:24 #9
gefaltet
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Hallo Demon_Wolf!
Hmm, ich könnte Deine Interpretation einfach so stehen lassen, dann denken die Leute nicht mehr, ich wäre so ein gefühlloses Aas
Aber dummerweise geht es wirklich nicht um Sex, auch wenn ich mich beim Lesen köstlich amüsiert habe.
Die formale Kritik wurde aufgenommen, und ich arbeite ja ohnehin noch dran.
Noch mal zum Inhalt: Nein, es ist durchaus ein sehr tiefgründiges Thema *hüstel* und es wurde einfach mal an der Zeit es vernünftig *gnihihi* in Worte zu kleiden.
Vielleicht gibt Dir ja Venya einen tip
alles liebe
gott
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10.11.2005, 13:34 #10
Einer von denen
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Hallo,
habe mir das noch mal durchgedacht (ein Spaziergang auf den Straßen von Innsbruck hat dabei auch geholfen) und bin zu einer vagen Vermutung gekommen. Mal sehen, wie weit ich diesmal von deiner Intention entfernt bin.
Woraus bestehen Städte? Vorrangig mal aus Häusern und Straßen. Häuser: Orte der sozialen Kontakte mit Freunden, Familien. Straßen: Orte der anonymen Begegnung. Zwar spielt sich auf den Straßen das offensichtliche Leben einer Stadt ab, allerdings versinkt der Einzelne in der Anonymität. Auf den Straßen trifft man viele Menschen - die man nicht kennt und die einen nicht interessieren.
Wenn das lyr. Ich nach etwas sucht, was unter dem Straßenpflaster liegt, dann könnte das dafür stehen, dass man aus der Anonymität heraustritt und versucht, mit anderen Menschen, die einen vielleicht auf den ersten Blick gar nicht interessieren, in Kontakt zu treten und auf sie als Menschen, Individuen (und nicht als leere Gesichter in Straßenschluchten) wahrzunehmen. Darin würde für mich auch der gesellschaftliche Aspekt liegen und der Grund, warum du das Gedicht unter "Gesellschaft" gestellt hast.
Wie weit liege ich daneben?
Liebe Grüße
Thomas"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben fähig ist."
Jorge Luis Borges
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10.11.2005, 13:40 #11
gefaltet
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Hallo Roderich!
Nicht so weit daneben wie Demon_Wolf
Aber schon ein ganzes Stück. Straßen und Stadt sind hier tatsächlich als Metaphern zu sehen, aber nicht in der Art und Weise, wie Du meinst
Was die Rubrik betrifft: Venya wollte Liebe und Romantik haben, ich Hoffnung und fröhliches (was aber beides überhaupt nichts sagt). Wie das ganze dann in Gesellschaft gelandet ist, weiß ich selbst nicht mehr so genau
alles liebe
gott
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10.11.2005, 13:46 #12
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Ursprünglich eingetragen von gott (thanks admin)
Was die Rubrik betrifft: Venya wollte Liebe und Romantik haben, ich Hoffnung und fröhliches (was aber beides überhaupt nichts sagt). Wie das ganze dann in Gesellschaft gelandet ist, weiß ich selbst nicht mehr so genau
ich kann mich daran erinnern, dass mir mal eine Dichterin angesichts eines gescheiterten Interpretationsversuches meinerseits gesagt hat, dass sie die Rubriken immer äußerst sorgfältig wählt ...
Jedenfalls scheint es, dass wir unter kollektiver Anstrengung deinem Gedichtchen zu Leibe rücken. Nur noch geschätzte siebzehn Interpretationsversuche, dann haben wir's!
Liebe Grüße
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10.11.2005, 13:50 #13
gefaltet
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Ursprünglich eingetragen von Roderich
Hallo,
ich kann mich daran erinnern, dass mir mal eine Dichterin angesichts eines gescheiterten Interpretationsversuches meinerseits gesagt hat, dass sie die Rubriken immer äußerst sorgfältig wählt ...
Hoffnung und Fröhliches wäre sicherlich sogar eine passende Kategorie, wenn man den von Dir ja schon angesprochenen zynischen Aspekt im Auge behält.
und jetzt sag nicht, ich würde nicht helfen
gott
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10.11.2005, 13:56 #14
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[QUOTE]Ursprünglich eingetragen von gott (thanks admin)
Ursprünglich eingetragen von Roderich
und jetzt sag nicht, ich würde nicht helfen
Aber vielleicht versuche ich es noch mal mit einer Interpretation. Ich lerne halt nie dazu.
Liebe Grüße
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14.11.2005, 21:49 #15
Glockentürmerin von Lummerland
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ich warte dann mal ganz gespannt auf die Interpretation.
Noch ein Kleiner Tipp meinerseits: Es ist kein wirklich neues Thema
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