Thema: mein Auschwitz
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12.11.2006, 20:21 #1
his maso-hühnchenrupfender pfau himself
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mein Auschwitz
mein Auschwitz
Die Stille stickt ihr Stigmata ins Banner,
mit schweren Schritten lauf ich auf Asphalt,
ich fühle ferne und die Luft erschallt
in kaltem Blätterrausch der herbsten Klammer.
Wie ich der Straße folge, die sich wallt
gezäumt von Stacheldraht und links die Kammer
und rechts Befehle, dort schlägt stahl der Hammer -
der Totenkopf, auf mich die Waffe: “Halt!”
Im Kopf bewache ich die Wutgedanken,
der Wachmann prüft mich, mich nervöses Wanken.
Die Furcht zu schützen, hebe ich den Arm.
Das Tor im Rücken bleibt mein Flehen stumm,
die Arbeit ruft zum Krematorium,
mein Auschwitz, meine Wohnstatt, meine Scham.
Geändert von Kajn Kokosknusper (23.12.2006 um 23:26 Uhr)
wer deutsche versbrecher findet, darf sie behalten
oder: warum mein rechtschreibprogramm dem genitiv sein toast iszt...
"Ein Lyriker, der glaubt, unabhängige Kunst zu schaffen, ist ein Narr, aber ein Mensch, der nicht fähig ist, seine Erfahrungen auf ein anderes Niveau zu abstrahieren, ist kein Künstler."Florestan, Lyrik als Eskapismus
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12.11.2006, 20:54 #2x_Headshot Guest
etwas verwirrend...
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12.11.2006, 20:56 #3
Brachialpoetin
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Hallo Kajn
Das ist starker Tobak, den du da servierst.
Formal sehr schön, besonders gefällt mir die Variation im Reimschema der Quartinen. Allerdings stört mich da doch, dass der erste Reim gleich ein unreiner ist (Banner - Klammer), das lies mich einen Moment verwirrt stutzen.
Der Arm-Scham Reim ist nur für die r-Sprecher am äussersten Südrand unrein, der stört mich weniger.
herbst scheint dein Lieblingsadjektiv zu sein im Moment - ist stahl auch adjektivisch gebraucht oder ist's ein Tippfehler? Wahrscheinlich ist die Frage vermessen, aber es wirkt sehr seltsam, weil es genauso gut ein Nomen sein könnte.
Inhaltlich möchte ich, dem eigenen Nachhall zuliebe, der das Gedicht entwickeln kann, nicht interpretieren und sezieren. Oft verlieren (für mich ganz persönlich) solche leicht diffusen Texte an Unmittelbarkeit, wenn ich ihnen mit dem logischen Skalpell zu Leibe rücke. Ich möchte es im herbsten Nebel stehen lassen: Leicht verschwommen, aber eindrücklich.
LG
yarasaSaitenweise Ideenaber vielleicht leckt das Gehirn so sehr, dass ich auch mal wieder dichtend unterwegs sein werde
Eine Art Grundsatzpapier zu meinen Kritiken
yarasas Fingerübungen
Die Frederick-Maus hat mich schon als Kind nachhaltig verdorben. Von da an wollte ich Dichterin sein.
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12.11.2006, 22:35 #4
his maso-hühnchenrupfender pfau himself
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Hallo,
@ x_Headshot: Was?
@ yarasa: Mich stören unreine Endreime nicht, denn ihren Zweck, eine Pause zu motivieren, erfüllen sie gleich Assonanzen. Man könnte auch meinen, das Wort "herb" habe phonetisch etwas mit "Herbst" zu tun. Hat es ja auch. "stahl" und "ferne" sind hier adverbial, aber sollen nicht von ihrer semantischen Funktion/Bedeutung als Substantive getrennt sein.
Inhaltlich möchte ich, dem eigenen Nachhall zuliebe, der das Gedicht entwickeln kann, nicht interpretieren und sezieren. Oft verlieren (für mich ganz persönlich) solche leicht diffusen Texte an Unmittelbarkeit, wenn ich ihnen mit dem logischen Skalpell zu Leibe rücke.
Achso, ich weiß, dass Du das sicher nicht so meinst, aber das Wort "sezieren" will mir im Hinblick auf das Thema des Textes nicht so schmecken.
Danke für Lesen, Kommentieren und Lob.
Es grüßt
KajnGeändert von Kajn Kokosknusper (12.11.2006 um 23:01 Uhr)
wer deutsche versbrecher findet, darf sie behalten
oder: warum mein rechtschreibprogramm dem genitiv sein toast iszt...
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