Thema: Zukunftsblick
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14.11.2006, 11:33 #1
gefaltet
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Zukunftsblick
Allahu akbar hallt es dröhnend
Vom Minarett in Rosenheim.
Die Muftis laden heut versöhnend
Der Christen Rest zum Beten ein.
Herr Maier zwängt sich in den Kaftan,
Herrn Gruber sitzt der Turban schief.
Frau Huber wendet sanfte Kraft an,
Die Katze auf dem Kopftuch schlief.
Man grüßt nach rechts und nickt nach links,
Muslime soll man nicht vergraulen.
Bedarf es doch nur eines Winks,
Und schon beginnt man anzufaulen.
Alltäglich, dieser Zukunftsblick
Von Populisten aller Seiten.
Wer dreht die Uhr der Angst zurück
Um neues Denken einzuleiten?
Ibrahim (Ingo Baumgartner)
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14.11.2006, 11:43 #2
Ritter der Leidenschaf(f)t
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Hallo Ingo...
Ich beginne gleich einmal bei den Fehlern
Da ich ein bisschen der arabischen Sprache mächtig bin muss ich dir
sagen, dass es Allah akbar heisst und nicht Allahu akbar... das spricht man
nur so ausaber somit kommts richtig rein
Ich stell mir grad so vor wie der Bürgermeister von Rosenheim, Murat Sükür,
den Christen die Hand gibt....*lach* naja das war jetzt der GAU fall
Naja jedenfalls wars amüsant wenn nicht fast ein bisschen beunruhigend
Lieber GrussWer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!
Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehn.(Plato)
Ewigkeit ist die Zeit die zulang war als sie eigentlich hätte sein dürfen(Daniel Baldegger)
Respe©t
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14.11.2006, 11:52 #3
gefaltet
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Lieber Honour!
Es heißt Allahu akbar, ganz bestimmt. Allah akbar würde den Regeln der arabischen Grammatik widersprechen. Da "u" kommt von der Nunation "un" und wird in der Zusammensetzung zu u verkürzt. Allah akbar ist hin und wieder zu hören, ist allerdings reiner Dialekt.
Attakallam al lurgha al arabia al fusha qalilan. Assalamu aleikum IngoIbrahim (Ingo Baumgartner)
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14.11.2006, 12:09 #4
Einer von denen
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Hallo Ingo,
zwar sind die Beschreibungen natürlich wieder mit viel Humor gewürzt, wie man es von dir kennt, allerdings ist das ein Gedicht, das ich selbst eher unter "Gesellschaft" sehen würde. Ein wichtiger Text in einer Zeit, in der sich Christen und Muslime immer weiter voneinander zu entfernen scheinen. Ich wünsche mir wirklich, dass endlich einmal alle erkennen, dass wir alle bloß Menschen sind und die gleichen Ängste, Träume, Wünsche haben.
Ich erinnere mich bei deinem Gedicht sehr an die Diskussion, die entstanden ist, als in Telfs in Tirol vor etwa einem Jahr der Bau eines Minaretts geplant war. Man kann fast nicht glauben, wie einige Leute da auf die Barrikaden gestiegen sind. Vor allem in dem Studentenforum, in dem ich Moderator bin, sind die Wogen hochgegangen und ich hatte alle Hände voll zu tun, rassistische Äußerungen rauszunehmen und die betreffenden User zu zügeln. Das hat mich sehr erschreckt, denn gerade unter Akademikern sollte man ein bisschen mehr Toleranz und Aufgeklärtheit erwarten dürfen. Da habe ich mich leider getäuscht.
Viele Grüße
Thomas"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben fähig ist."
Jorge Luis Borges
Mein Wiedereinstiegsgedicht nach all der Zeit: So ist mein Herz ein dunkler Teich
Meine Werke und meine Empfehlungen.
Freiwillige Selbstverpflichtung 3:1
Und hier noch auf Wunsch von Nachteule etwas von ihm (als Dank für die Hilfe im Mod-Faden): Nachteule
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14.11.2006, 12:33 #5
gefaltet
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Hallo Thomas!
Ich hätte es noch als Satire durchgehen lassen, der Humor sollte nur Aufhänger sein. Ich bin mit der Materie in ständiger Auseinandersetzung, es gelingt aber kaum vernünftige Diskussionen darüber zu führen.
Lg IngoIbrahim (Ingo Baumgartner)
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14.11.2006, 12:37 #6
Einer von denen
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Zitat von Ibrahim
ich weiß, was du meinst. Wenn man sich für mehr Toleranz und Offenheit, wenn man sich für Gespräche anstatt von Bomben ausspricht, dann wird jegliche aufkeimende Diskussion mit den Worten "Ach, du bist ja nur ein naiver, blauäugiger Gutmensch" vom Tisch gefegt. Mich widert das mittlerweile schon so etwas von an, aber man kann gegen derartige Killerargumente in den Diskussionen einfach nicht angehen - die kommen immer wieder.
Umso wichtiger ist es, dass man auf diesem (künstlerischen) Wege Zeichen setzt.
Viele Grüße
Thomas"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben fähig ist."
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14.11.2006, 13:50 #7
Metrik Konifere
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Herrlich - nicht nur, dass du dich getraut hast, die Kontroverse zwischen Muslimen und Christen aufs Korn zu nehmen - auch die Anpassungsfähigkeit des Deutschen, der auf keinen Fall mit seinen geschichtsträchtigen Fehltritten in Verbindung gebracht werden möchte, treibt manchmal seltsame Blüten.
Sehr gerne gelesen.
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14.11.2006, 15:36 #8
gefaltet
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Hallo Ingo,
nach deinem kleinen Ausflug in die amerikanische Tierwelt konfrontierst du uns nun mit tiefsinniger Satire. Irgendwie hatte ich darauf gewartet - damit hast du wieder meinen Nerv getroffen. Die Prise Humor nimmt dem Stück das Oberlehrerhafte und vielleicht erreichst du mit dieser künstlerischen Form auch diejenigen, denen du die Augen öffnen möchtest (nicht die Hardliner, die bekehrst du nicht mehr, aber die Mitläufer und Wankenden).
Schukran
VCDas System sagt, ich will das, aber ich will das nicht.
Peter Arbeitsloser
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15.11.2006, 16:18 #9
gefaltet
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Hallo VC! Tiefsinnige Satire, das könnte überheblich machen (danke jedenfalls)! Aber diese Betrachtungen unterscheiden sich tatsächlich und grundsätzlich von
einfach heiteren Tiergeschichtchen. LG IngoIbrahim (Ingo Baumgartner)
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15.11.2006, 19:44 #10
gewaschen
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mal unabhängig, wie allah wirklich heisst - mir gefällt thema und ausführung deines gedichtes. bin gespannt ob deine prognose eintrifft...
In einer Fakewelt kannst du selbst nicht realer sein.
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17.11.2006, 02:10 #11
Altes Reimschlachtross
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barakalauofik Sidi,
shoukrain, bleschmil,
La illah illa la, Mohammed Rassoul Allah, höre ich es vom Minarett schmettern.
Natürlich ist "Allahu akbar" die korrekte Schreibweise, aber das nur am Rande.
Mir gefällt dieses Gedicht besonders gut weil es mit einem hintergründigen Humor so manches anspricht und streift, was es mit deisen beiden Gruppen von Religionsangehörigen in diesem unseren Lande auf sich hat. Sie wissen so wenig voneinander, gehen sich aus mancherlei Grund lieber aus dem Weg und kochen ihre eigenen Süppchen, haben aber dennoch gleiche Wurzeln im AT. Die sieben Jahre, die ich insgesamt in arabischen Ländern tätig war, haben mir schon einen tieferen Einlick in die Denkweise der Muslime erlaubt, vor allem auch wie wir als Ungläubige (Giaur) von dort wahrgenomen werden.
Will hier aber keine religionskritischen Töne anschlagen, sondern nur vermerken, dass es dir fabelhaft gelungen ist, mit feinen satirischen Mitteln diese gegenseitige Scheu einmal anhand eines Tages der offenen Moscheetür auf typische Ibrahimart zu schildern. Hast dir deinen nick ja sicher nicht umsonst so gewählt, denke ich...
Salemaleikum
crux
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17.11.2006, 10:38 #12Niquita Guest
Wieder ein Kleinod dichterischer Satire, lieber Ingo. Ich habe mich schon köstlich über "der Christen Rest" amüsiert. Wenn die Menschen den christlichen Kirchen weiterhin so weglaufen, werden außer den Herrschaften Meier, Gruber und Huber tatsächlich nur noch wenige zu Weg zur Moschee schaffen.
Auch die übertriebene Annäherung an andere Kulturen wurde herrlich auf's Korn genommen. Eine gelungene Umsetzung über kulturelle und religiöse Annäherung, ein Thema, über das man eigentlich mit kaum jemanden vernünftig diskutieren kann.
Herzliche Grüße
Nicole