Thema: Der Brief
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18.11.2006, 18:00 #1
getrocknet
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Der Brief
...den Du mir endlich schreibst
erfreut mich, weil er deutlich macht
dass Du mir herzlich nahe bleibst
denn eig'ner Stil wird überwacht
Vernehm' ich Dich am Telefon
wortreich sprudeln Nebensachen
versteckte Lügen hör' ich schon
da hilft auch kein nervöses Lachen
Dein Brief ist eine Rarität:
Wer will denn heutzutage sitzen
wenn Handy auch im Laufschritt geht
muss man doch nicht am Schreibtisch schwitzen
Was eilig Du dahingesprochen
kann die Gefühle nie erreichen
Doch dauerhaft - nach vielen Wochen -
kann Deine Schrift mein Herz erweichenGeändert von Irona (19.11.2006 um 16:31 Uhr)
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19.11.2006, 10:22 #2ria.roos Guest
Der Brief..
Hi Irona,
Dein Gedicht ist sehr aussagekräftig, die vielen Telefonate werden vergessen, alles unwichtiges Zeug was so dahingelabert wird, nichts ist weder zu beweisen, noch kann man es festhalten.
Da ist ein Brief, von Hand geschrieben, heute noch etwas ganz Besonderes.
Das beginnt schon am Briefkasten, aha, Post!
Die Feststellung: es ist keine Werbung, sondern ganz persönlich. Man versucht an der Schrift den Schreiber zu erkennen, inspiziert die Briefmarke, wendet den Brief, sucht den Absender. Eine Erwartungshaltung macht sich breit, von wem? wer könnte mir schreiben?
Hat man an der Schrift den Absender bereits erkannt, ist die Vorfreude groß oder aber man ist enttäuscht.
Ist dieser Brief von der oder dem Geliebten, wagt man es sogar ihn an die Nase zu führen um einen Duft zu erhaschen, wahrzunehmen.
Briefe, handgeschrieben, sind auch heute noch was Erfreuliches und Wunderschönes.
Ich selbst schreibe noch und liebe alle handgeschriebenen Briefe, die mir zugehen, beantworte dieselben gern und habe noch wunderbare Liebesbriefe
aus alter Zeit in meinem Besitz.
Gern gelesen Dein Gedicht
liebe Grüße
ria.roos
***
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19.11.2006, 10:43 #3
magmatisch
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Hallo Irona,
Das Thema spricht mich sehr an !
In der formale Umsetzung ist es unterm Strich gelungen, aus einem Guß und gut zu lesen.
Wenn Du strengere Maßstäbe ansetzen willst, hier wäre die g-ixte Metrik:
...den Du mir endlich schreibst
erfreut mich, weil er deutlich macht
dass Du mir herzlich nahe bleibst
denn eig'ner Stil wird überwacht
xXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
Vernehm' ich Dich am Telefon
wortreich sprudeln Nebensachen
versteckte Lügen hör' ich schon
da hilft auch kein nervöses Lachen
xXxXxXXx
XxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
Dein Brief ist eine Rarität:
Wer will denn heutzutage sitzen
wenn Händy auch im Laufschritt geht
muss man doch nicht am Schreibtisch schwitzen
xXxXxXXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
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Was eilig Du dahingesprochen
kann die Gefühle nie erreichen
Doch dauerhaft - nach vielen Wochen -
kann Deine Schrift mein Herz erweichen
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
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Das Thema, wie gesagt, finde ich sehr schön. Du bringst in der letzen Strophe noch einmal als Schlußsatz zum Ausdruck, worin der Wert eines Briefes liegen kann.
Grad weil dieses Sujet so gut gewählt ist, möchte ich auf meine Schwierigkeiten beim Lesen hinweisen, denn ich meine, dies ließe sich noch verbessern.
So erschließt sich mir nicht, oder doch nur bedingt, der Sinn von S1Z4 "denn eig'ner Stil wird überwacht". Willst Du damit zum Ausdruck bringen, dass ein geschriebenes Wort angreifbar macht, Blößen gibt gegenüber dem flüchtig dahingesprochenen ? Das empfände ich dann besser dargestellt, wenn nicht die Überwachung sondern die Verletzbarkeit beschrieben wäre.
Die zweite Strophe ist für mein Empfinden eigentlich überflüssig, es sei denn, sie hebt besonders auf das "Lügen" ab. Was natürlich auch schriftlich möglich ist. Ist nun die Intension des Zuhörers/Lesers die, zu entlarven, so wäre das Telefonat möglicherweise besser geeignet da - wie ja auch geschildert, die Nebenklänge hilfreich sind.
Ich unterstelle aber, das in dem Gedicht der Brief, das Geschriebene den Vorzug erhalten soll.
Zu S3 habe ich anzumerken, das man seltenst am Schreibtisch schwitzt. Und wenn, dann doch nicht wegen des Schreibens, sondern weil man eine Grippe ausbrütet oder den Kopf gewaschen bekommt oder so...
Auch in S4 würde ich die Aussage in Z2 nochmals verfeinern, denn ich glaube schon, dass eilig Dahingesprochenes die Gefühle erreicht. Vielleicht nicht so nachhaltig und wiederholbar.
Gruß
grey.zone.....
D i e.....v e r s u c h t e.....W e l t ............
......a u s g e w ä h l t e .....T e x t e ......
Alles ist Lüge an mir; aber dass ich zerbreche - diess mein Zerbrechen ist ächt! (Friedrich Wilhelm Nietzsche: Also sprach Zarathustra - Der Zauberer)
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19.11.2006, 18:56 #4
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Der Brief
Hallo diechallenger
Danke, Du aus NR-Westfalen
in Deinem Lob werd' ich mich aalen
DEN BRIEF Dir geben
weil: Freude ist das Glück im Leben
Wenn ich einmal nach Essen komm'
ruf' ich Dich unter Ged.com...
Siehe auch unter "Das Gedicht" v.20.9.06
Hallo ria.roos...
Dein Lob ist ganz famos
Spricht mir so aus der Seele
weil ich mich oftmals quäle
mit diesem Bimmel-Kasten
wo jemand drückt die Tasten !
Fühlt der mein Herz erkalten ?
Kann kaum den Hörer halten
Nicht länger sowas, nein ..
"Bei mir will jemand rein"..
Hallo grey.zone
Dein intensives Interesse für DEN BRIEF ehrt mich sehr.
Vielen Dank für die Metrik- Mühe. Bei strengeren Mass-Stäben
bin ich - zugegeben - etwas oberflächlich (aber Du auch).
Meine ersten vier Zeilen sind metrisch voll in Ordnung. Du hast
einfach als Beginn die 2 Worte DER BRIEF.. weggelassen.
Zu Vers 2: Eine Schlussmetrik mehr ist erlaubt.
Zu Vers 3as "überwacht" und "am Schreibtisch schwitzen"
soll exakte Überlegung provozieren. Besonders auf die Telefon-
Lügen habe ich allerdings abgezielt.
PS: Warum ist grey.zone "ängstlich ??
Liebe Grüsse von Irona