Thema: ich falle
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23.11.2006, 12:22 #1
gewaschen
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ich falle
_________________________________________________________________
ich falle
lächelnd nach unten starrend
weinend nach oben blickend
fliege in die grüne Hoffnung
rase in meine lebendige Hölle
in ein Meer von giftigen Nadeln
ich tauche
gleitend durch Legionen von Speerspitzen
schwimme gegen Dornen
sie spornen mich an
den Widerstand zu brechen
entgegen der Norm
werde ich schneller
träumend stürze ich
dem lebendigen Tod entgegen
sie nehmen mich auf
reichen mich weiter
das Ende naht
die Zukunft kommt
ich erwache
umgeben von grauen Mauern
in einem grauen Raum
erschreckend
fühle ich die Realität nahen
ich bin tot und lebe doch
ich schließe die Augen
ich falle
___________________________________________________________Matti
Bitte LAUT lesen.Geändert von -Matti- (24.11.2006 um 00:07 Uhr)
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23.11.2006, 12:28 #2
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...läd zum mehrfachen lesen ein...
"Eureka, I'm gonna get myself a loudspeaker"
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23.11.2006, 17:26 #3
Kleine Lyrikfee
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also da hier bis jetzt nur recht dürftig kommentiert wurde, werde ich mich mal ein wenig einmischen
also dein gedicht gefällt mir.
es ist interessant geschrieben, auch wenn ich mit meiner interpretation noch nicht wirklich weit gekommen bin.
aber das ist auch gut so. ich interpretiere für mein leben gerne
der formale aufbau gefällt mir schon mal sehr gut und die fehlenden reime stören hier kein bisschen.
in S3V2 muss es aber dem heißen.
auch die interpunktion solltest du nicht außer acht lasse, so wie du es hier gemacht hast.
also mir sind einige interessante gegensätze in den strophen aufgefallen.
Zitat von Matti-Barna
das ist wirklich einer interpretation würdig, aber so leid es mir tut...ich komme auch bei mehrfachem studieren deines werkes einfach nicht weiter..*menno*
....also unter den grauen mauern und grauen wänden könnte ich mir vielleicht ein gefängnis vorstellen...oder etwas in der art...ein mensch der in einem gefängnis lebt?
und dadurch in diesen zustand zwischen leben und tot gezogen wird..
ne vermutlich nich...
klärst du mich bitte auf?
mag nicht mehr raten
lg
roseZum Schwarzen Rosengarten (Werkeverzeichnis)
frisch aus meiner Feder Seelenbrand im Stundenschlaf, Göttertanz, Seelenduett,
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben
Hermann Hesse
*schwarzeRose*
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23.11.2006, 20:13 #4
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Interpunktion wurde bewusst weggelassen.
Danke fuer die Verbesserung.
Interpretationsfreier Raum fuer jeden.
Bei Schwierigkeiten werde ich das Gedicht genauer erklaeren.
Wichtig ist, dass es mehrere Interpretationsmoeglichkeiten gibt, da auch verschiedene Ebenen dargestellt werden. Mit dem Gefaengnis gehst du schon zum Teil in die richtige Richtung (richtige Richtung <- ha, lustige Wortwahl)
MattiGeändert von -Matti- (24.11.2006 um 14:58 Uhr)
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24.11.2006, 14:55 #5
Kleine Lyrikfee
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hmm...dann muss ich vielleicht noch ein wenig weiterrumprobieren
ich melde mich, falls ich schlauer bin
lg
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24.11.2006, 15:28 #6
verbanntes Mitglied
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ich falle
lächelnd nach unten starrend
-sniff-
weinend nach oben blickend
fliege in die grüne Hoffnung
Aus dem Fallen wird ein Fliegen und:
rase in meine lebendige Hölle
in ein Meer von giftigen Nadeln
ich tauche
gleitend durch Legionen von Speerspitzen
schwimme gegen Dornen
sie spornen mich an
den Widerstand zu brechen
entgegen der Norm
werde ich schneller
Ich verstehe alles. Aber___________ Das mein lieber Matti ist viel zu einfach schwierig, dass ich nur betreten freudig applaudieren gemöchtet werden.
Die letzten beiden Anfangsstrophen treffen es dann in ihrer präzisen Unschärfe exakt daneben. Will sagen auf dem zur Linie gewordenen Punkt. Bravo. Nicht doch. Hat jemand noch 1g. Ich brauch’s dringend langsam. Nochmals: Bravo. Mir gefallts.
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24.11.2006, 16:15 #7
gefaltet
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Hallo,
Ich kann mich überhaupt nicht mit diesem Partizipienstil anfreunden. Schon sparsam eingesetzt, stören mich diese ersten Mittelworte doch recht schnell, doch hier werden sie bis auf den Exzess zelebriert und nehmen dem Ganzen den Drive, den es doch gerade auf Grund des Themas haben sollte.
Lieben Gruss
Andvari
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24.11.2006, 16:15 #8
gewaschen
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Es freut mich sehr, dass es gefaellt und zum Nachdenken anregt.
Plumperquatsch, habe mich herrlich amuesiert ueber gewisse Aussagen von dir.
Gefällt mir was du schreibst.
Zu Andvari
Danke, dass dich der Partizipienstil stoert.
Ja, er kann unter gewissen Perspektiven den Drive nehmen. Das soll er aber auch. Er soll den Lesefluss bewusst bremsen. Er soll bewusst stören.
Danke trotzdem fuer deine Kritik.
MattiGeändert von -Matti- (28.06.2019 um 02:48 Uhr)
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24.11.2006, 19:55 #9
magmatisch
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Hallo Matti,
ich will mich einmal an deinem Gedicht versuchen.
ich falle
lächelnd nach unten starrend
weinend nach oben blickend
fliege in die grüne Hoffnung
rase in meine lebendige Hölle
in ein Meer von giftigen Nadeln
Wenn da LI lächeln nach unten starrt, dahin wo es fällt, wo es aber auch vor Zeiten herkam - denn ich unterstelle, der Fall erfolgt aus einer erhöhten Position, nicht etwa in eine Schlucht, die sich unvermittelt auftut - dann kann ich das so deuten, als wende sich das LI einer fernen Erinnerung zu.
Aber es kommt natürlich grade jetzt von oben, vom kürzlich Geschehenen, dem es weinend (nach)blickt.
Grüne Hoffnung - lebendige Hölle : dies reizt mich sofort, eine "grüne Hölle" zu assoziieren, einen Dschungel, der Hoffnungen und Gefahren birgt, ein Meer von giftigen Nadeln ?
ich tauche
gleitend durch Legionen von Speerspitzen
schwimme gegen Dornen
sie spornen mich an
den Widerstand zu brechen
entgegen der Norm
werde ich schneller
Jetzt wechselt dem Verb nach das Medium, jedoch werden Bilder von Widernissen aufgezogen, die nichts mit dem Wasser zu tun haben. Speerspitzen und Normen deuten auf menschlichen Ursprung, Dornen und Nadeln auf einen natürlichen. Letzteres irritiert mich nun, da ich mir bereits ein eigens Bild machen wollte.
Der Widerstand spornt das LI an, die in S1 auch in den Verben dargestellte Passivität wird durch aktive Fortbewegung ersetzt.
träumend stürze ich
dem lebendigen Tod entgegen
sie nehmen mich auf
reichen mich weiter
das Ende naht
die Zukunft kommt
Dann wieder passives dem lebendigen Tod Entgegenstürzen ? Wieder ein Rückfall in Agonie, wie hypnotisiert - und wie das Durchbrechen einer Mauer: die Erlösung. Das LI wird aufgenommen, weitergereicht (?), das Ende ist auch Zukunft, also: Wendepunkt.
ich erwache
umgeben von grauen Mauern
in einem grauen Raum
erschreckend
fühle ich die Realität nahen
ich bin tot und lebe doch
ich schließe die Augen
ich falle
Jedoch ist die Erlösung nur geträumt. Die Realität naht nach dem Aufwachen in grauem Grau und verursacht erneute Agonie. Und in der daraus entstehenden Passivität erneutes Fallen.
Ha ! Ich würde sagen, das LI hat etwas an sich ausgemacht, das nicht den Normen entspricht und fürchtet ein Coming-out. Fände ich in diesem Sinne gut dargestellt und würde mir in dieser Form als angemessen gefallen.
Natürlich kann ich auch meilenweit daneben liegen...
Gruß
UlrichGeändert von Erebus (25.11.2006 um 01:38 Uhr)
.....
D i e.....v e r s u c h t e.....W e l t ............
......a u s g e w ä h l t e .....T e x t e ......
Alles ist Lüge an mir; aber dass ich zerbreche - diess mein Zerbrechen ist ächt! (Friedrich Wilhelm Nietzsche: Also sprach Zarathustra - Der Zauberer)
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24.11.2006, 22:36 #10
gefaltet
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Danke, dass dich der Partizipienstil stoert.
Ne ernsthaft: schön, wenn du auch eine Kritik verträgst, die nicht direkt aus dem Weichspüler kommt. Das ist doch schon mal ne gute Voraussetzung.
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24.11.2006, 23:02 #11
verbanntes Mitglied
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______________________________ PIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEP
Nüchtern werden ist kacke. Man kommt zu sich, möchte aber lieber sterben.
Also das ist _______________ die Null Linie. Und da will einer sterben und wird immer wieder zurückgeholt. Kriege ich jetzt einen Mürbekeks als Preis, Matti?
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