Thema: Fata Morgana
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29.11.2006, 00:00 #1
schnurrende Feder
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Fata Morgana
Es machten die müden Soldaten
mit offenen Wunden an Füssen und Seel´,
sich auf den Weg zu den Heimatkaten,
an die sechstausend Mann auf Befehl.
Die Stiefel zerrissen, das Wams entzwei,
die Mützen tief ins Gesicht gezogen,
wankten sie müden Schrittes dahin,
um den Traum ihrer Jugend betrogen.
Man versprach ihnen Ruhm und viel Geld,
die Freiheit danach und Titel bei Hofe,
ein Leben mit Macht und glänzendem Gold,
doch was sie bekamen, war Kriegskatastrophe.
Sie flohen aus Löchern, in Erde gegraben,
sie schwiegen und litten und sagten kein Wort,
und als der Tag die Nacht gemordet,
waren alle neunhundert Soldaten fort.
Ich war einer von ihnen zu dieser Zeit,
als Stiefel sich fetzten im Sand,
als Wasser nur dunstender Nebel war,
und Sonne mein Antlitz verbrannt.
Und als ich verdurstend lag in der Düne,
da gedacht ich der Kameraden zu Haus,
sie schafften es, für sie kam der Tag,
doch für mich war mein Leben aus.
So ging ich allein meinen letzten Weg,
sah Wasser so kühl und so rein,
begriff in der Ferne schleiertuchfein
der Fata Morgana silberner Schein.Geändert von Chavali (18.12.2006 um 23:12 Uhr) Grund: Überarbeitung
Nickänderung: supikatzi wurde zu Chavali
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29.11.2006, 00:20 #2
Flamme des Westens
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Liebes Kätzchen,
es liest sich schön rund auch wenn mir ein, zwei Stellen aufgefallen sind, auf die ich noch zurückkommen werde. Aber erst einmal eine Frage, mir fehlt hier das Allgemeinwissen: auf wen bezieht sich dein Gedicht?
Bin neugierig (Mist mein "e" funktioniert nur noch jedes zweite Mal, muß jedesmal zurück und berichtigen)
In der ersten Strophe wechselst du einmal von der Mehrzahl in die Einzahl (bei den Seelen) bin aber schnell dahinter gekommen, dass es leider nicht anders geht, des Reimes wegen.
In der fünften S würde ich von der Wortmelodie her eher schreiben:
als Wasser nur dunstiger Nebel
und Sonne mein Antlitz verbrannt.
Ist aber wohl abhängig davon ob du eine bestimmte Silbenzahl oder so einhalten wolltest?
Mir gefällt die letzte S supergut besonders das "schleiertuchfein" ein Wort extra für dein Gedicht gewebt.
liebe Grüße
Babsi
Wusstest du eigentlich wie oft man in der deutschen Sprache dieses blöde E braucht? Ach so noch was, habe seitdem ich dein Gedicht gelesen habe immer ein Lied im Kopf das meine Mutter noch von ganz früher hat
Tausend Mann
und ein Befehl
ziehen sie
durch
Stein und Sand
Irgendwann kommt dann noch "tausend Mann und er ist dabei"
Mir hat es wirklich gut gefallen obwohl du hier Not, Elend und Tod in sehr hübschen Worten verpackt hast.
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29.11.2006, 07:00 #3
schnurrende Feder
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Liebes Babsilein,
stimmt, als ich deine Antwort gelesen hatte, fiel mir auch dieses oder ein ähnliches Lied ein...
Danke für deinen Beitrag.
Ich freu mich, viel Konstruktives zu lesen.
Ich habe dieses mal wieder nicht unbedingt auf das Metrum geachtet, habe einfach die Wortmelodie klingen lassen.
Wenn da ein falscher Ton zwischen ist, will ich es gern berichtigen.
Mal sehen, vielleicht hört ja jemand noch andere Misstöne
Zum Inhalt:
Zuerst waren mir Legionäre im Kopf. Dann hat sich die Sache verselbständigt
Nimms als freie Dichtung. Eine Söldnertruppe, Krieg aus, der ewig gedauert hat, Versprechen und Sold nicht eingehalten.
Viele sterben auf dem Rückzug, einer erzählt die Geschichte und sein Ende.....
Lieben Gruss,
KatziNickänderung: supikatzi wurde zu Chavali
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29.11.2006, 13:25 #4
Kiwifrüchtchen
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Liebe katzi!
Und wieder hast Du in Deine schier unerschoepfliche Phantasiekiste gegriffen und ein unverbrauchtes Thema herausgezogen, das mir wieder ausgezeichnet gefaellt.
Eigentlich wollte ich mich wegen der Laenge erstmal davonschleichen und spaeter wiederkommen, wenn die groebste Arbeit daran getan ist, aber es spricht mich zu sehr an, also bleib ich da.
Und Arbeit, ja, die gibt es schon noch hier.
Ich werd mal das Xen vornehmen (wozu hat man denn Stammleser)
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Puhhhhhh...diesmal uebernehm ich keine Garantie, bei dieser Laenge koennt sich durchaus der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben..
Tatsache ist jedoch, dass es noch ziemlich drunter und drueber geht, schon von der Silbenanzahl her.
Die Qualitaet des Themas und Deine gelungene Idee zur Umsetzung bettelt foermlich nach Feintuning..
Ich bin mir sicher, dass Du da noch ne Menge verbessern kannst...
Werd am Ball bleiben hier bei Deinem Dings, da es mich wirklich angesprochen hat.
Liebe Gruesse
von Lailany
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29.11.2006, 13:40 #5
schnurrende Feder
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Meine liebe Ev,
danke dir für die Mühe mit den Kreuzlein.
Ja, ich habe dieses Mal nicht auf das Metrum geguckt und gehört, ich las es mir selbst laut vor und fand es klasse
Ne, ist klar, ich werde sicher noch daran basteln.
Und ich denke, es kommen noch einige Vorschläge
Danke dir lieb.
Herzlichst,
Soldaten-KatzNickänderung: supikatzi wurde zu Chavali
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29.11.2006, 14:22 #6
Altes Reimschlachtross
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Liebe Katzi,
hast mich ja schon beim ersten Durchlesen gesichtet und schon kommt meine langatmige Besenfung dieses ziemlich traurigen Epos, dass von den physischen aber vor allem von den seelischen Wunden berichtet, die überlebende Soldaten nach jedem Krieg von den Schlachten mit nach Hause schleppen. Bis auf einige Stellen, zu denen ich dir gleich Verbesserungsvorschläge machen werde, liest sich alles recht flüssig und auch die inhaltlichen Komponenten, was Spannung und Dramatik betrifft sind überzeugender Natur. Will allerdings versuchen, das Metrum etwas strikter einzuhalten, und auf geht's...
Es machten die alten Soldaten
mit Wunden an Füssen und Seel´,
sich auf den Weg zu den Heimatkaten,
an die sechstausend Mann auf Befehl.
Es kehrten todmüde Soldaten
mit Wunden an Körper und Geist
zurück von entsetzlichen Taten,
die Seelen zerschunden zumeist.
Die Stiefel zerrissen, das Wams entzwei,
die Mützen tief ins Gesicht gezogen,
wankten sie müden Schrittes dahin,
um den Traum ihrer Jugend betrogen.
Verdreckt und zerrissen die Kleider,
so ziehen sie schweigend dahin.
Zerschunden die blutjungen Leiber
sie zweifeln an sich und dem Sinn.
Man versprach ihnen Ruhm und Geld,
die Freiheit danach und Titel bei Hofe,
Leben mit Macht und glänzendem Gold,
doch sie bekamen des Kriegs Katastrofe.
Von Ruhm und von Geld war die Rede,
der Herren, die einst sie entsandt',
zu fechten die blutige Fehde,
was kämpfend sie alle verband.
Sie flohen aus Löchern, in Erde gegraben,
sie schwiegen und sagten kein Wort,
und als der Tag die Nacht gemordet,
waren alle neunhundert fort.
Am Ende der Schlacht dann vertrieben,
aus Löchern der Erde vom Feind,
und alles, was ihnen verblieben,
war nutzlos und nie so gemeint.
Auch ich war dabei, im anderen Leben,
als Stiefel sich fetzten im Sand,
als Wasser nur dunstender Nebel,
und Sonne mein Antlitz verbrannt.
War einer von ihnen, im Leben zuvor,
auch ich fraß von Erde und Sand.
Verdurstete kläglich und was ich verlor
war mehr als nur eiteler Tand.
Und als ich verdurstet in der Düne lag,
da dacht ich den Kameraden zu Haus,
sie schafften es, für sie kam der Tag,
doch für mich war mein Leben aus.
Ein kläglicher Haufen nur kehrte zurück,
ich starb in den Dünen der Wüste,
und sah noch mit brechendem traurigen Blick
ein rettendes Wasser, das grüßte.
Damit würde ich es bewenden lassen, denn das Wort "Fata Morgana" muss ja nicht unbedingt noch einmal erwähnt werden, steht ja schon im Titel.
Ich weiß, bin halt ein alter Reimpurist-Zausel, der es mit den sog. dichterischen Freiheiten ncht so sehr hat, sind ja auch nur Vorschläge.
Liebe Grüße
crux
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29.11.2006, 16:39 #7
schnurrende Feder
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Hallo lieber Reimpurist-Zausel
bei dem langen Text war das ja eine richtig zeitaufwendige Arbeit für dich.
Ich danke dir herzlich, dass du deine Zeit dafür opferst.
Deine Ideen gefallen mir, wahrscheinlich werde ich einige Stellen übernehmen,
aber nicht alles, sonst ist es ja nicht mehr meines und du kommst mir mit dem Copyright
Das jetzt nur mal auf die Schnelle - und einen nochmaligen lieben Dank.
Lieben Gruss,
die Fata-Morgana-KatzNickänderung: supikatzi wurde zu Chavali
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01.12.2006, 16:57 #8
gebügelt
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Sei gegrüsst,
Na dann wollen wir doch mal schauen.
Über deine PN war ich überigens sehr überrascht.
Zum Gedicht:
Dreimal musste ich es lesen. Beim ersten Mal, holperte ich wirklich sehr stark, doch der Inhalt fszinierte. Beim zweiten Mal, gings irgendwie etwas flüssiger und beim dritten Mal kriegte ich es fast ganz flüssig hin auch wenn es keinen wirklich Rythmus hat, wie Lailani bereits bewies.
Einige Vroschläge von crux finde ich sehr gut bis auf die der letzte Strophe. Die Änderung würde das Bild stören, das doch wirklich sehr gut gelungen ist.
Da würde ich deine Version bevorzugen.
Strophe drei, finde ich, fällt ein bisschen aus dem Ramen. Irgendwie passt die Aussage in der vierten Zeile nicht. "doch sie bekamen des Kriegs Katastrofe"
Wenn mir eine bessere Formulierung als die deinige oder die von crux einfällt, werde ich mich melden.
Ansonsten hast du die Atmosphäre toll eingefangen. Man sieht die strauchelnden, halb toten Soldaten, förmlich durch die Wüste wanken.
Genau so, stelle ich mir den schonunglosen Rückzug nach Persien von Alexander dem Grossen vor, bei dem nur 15'000 von 60'000 Soldaten überlebten. Auch wenn dieser Vergleich vielleicht nicht angebracht ist, so nahm er in meinem Kopf doch Gestalt an, entschuldige.
Liebe Grüsse,
Anárion~~Wintermensch~~
~~Ich bin wortlos. Aber reich an Gedanken.~~
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01.12.2006, 22:14 #9
schnurrende Feder
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Hallo Anárion,
ich sah dich irgendwann on und ich dachte mir, dass dir dieses Thema auch gefallen könnte
Deine Gedanken zu den Alexander-Kreuzzügen finde ich gut.
Danke für deine ausführliche Kritik, die mir sehr am Herzen liegt.
Ich werde die Fata Morgana überarbeiten und würde mich freuen,
wenn du bei Gelegenheit noch einmal hereinschaust.
Herzlichen Dank und liebe Grüsse,
KatziNickänderung: supikatzi wurde zu Chavali
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01.12.2006, 22:17 #10
gebügelt
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Neben all diesen vorhergehenden hoch qualifizierten Kommentaren, hatte ich fast ein bisschen Angst, etwas zu schreiben. Hab's dann aber doch getan. Ich hoffe, es war nicht zu schlecht und einigermassen brauchbar.
Heute Morgen musste ich leider in die Schule und habe keine Zeit mehr gefunden. Aber mit deiner Vermutung hattest du volkommen Recht.
Klar werde ich noch einmal reinschaue, Ehrensache.
Liebe Grüsse,
Anárion~~Wintermensch~~
~~Ich bin wortlos. Aber reich an Gedanken.~~
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02.12.2006, 23:47 #11
Krauseminze, Minze, krause
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liebe supikatzi
jetzt habe ich mir die vielen, ausführlichen kommentare zwar nicht durchgelesen, möchte aber trotzdemm meinen Senf dazugeben
die Idee gefällt mir sehr gut, und auch die Umsetzung bis auf ein paar kleinigkeiten
mir fallen da ein paar rechtschreibfehler/grammatikfehler auf: bei mir heißt es Katastrophe, in der letzten Strophe, im ersten Vers: So ging ich allein meinen letzten Weg, und im letzten Vers: der Fata Morgana silbernen Schein. (man begreift den schein, nicht der schein)
ich bin zwar nicht gerade ein Fan von Formulierungen wie:
und als der Tag die Nacht gemordet,...das ärmste), ähnlich bei dem Wort Seel' (hier ist ein e im speziellen ein Opfer des Reimschemas
),
aaaber darüber sehe ich für gewöhnlich hinweg, wenn mich der Rest überzeugt, zum Beispiel die 2. und die letzte Strophe gefallen mir
gerne gelesen
liebe grüße
flamme
Sag nichts dagegen, gewiß, Du kannst alles widerlegen, aber zum Schluß ist garnichts widerlegt. (F. Kafka - Das Schloß)
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03.12.2006, 22:51 #12
schnurrende Feder
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Fata Morgana
Hallo Anárion,
danke nochmal für deine Rückmeldung. Deine Meinung war mir schon wichtig.
Du magst diese Themen doch auch.
Liebes Flämmchen,
jetzt bin ich aber froh, dass du hier reingeschaut hast.
Ich Betriebsblinde hätte den Dreher nicht mehr bemerkt.
Die Schreibweise von der Katastroph(f)e hat mir auch Sorgen gemacht, ich wusste es einfach nicht -
dauernd ändern sie die Rechtschreibregeln
Danke dir für deinen Beitrag.
Liebe Grüße an euch,
KatziGeändert von Chavali (03.12.2006 um 22:56 Uhr)
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