Thema: Kummerspeck
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01.12.2006, 18:17 #1
gefaltet
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Kummerspeck
Profilneurose
Nun warum soll ich's verschweigen,
wichtig ist mir Harmonie,
will nur Bestes als mein Eigen,
schätze Klugheit, Poesie.
Schönheit, die vereint zur Paarung
sich mit echter Qualität,
meiner Freude stets ist Nahrung,
wenn sie mich so zeigt, verrät.
Darum macht mir größten Kummer,
dass ich hab ein zweites Kinn,
schrecke auf aus tiefstem Schlummer,
so stört's meinen Schönheitssinn.
Spiegelfreuden, Visionen
werden mir sofort vergällt,
wenn mein Blick auf diese Zonen
meines Ebenbildes fällt.
Doch geübt im Reagieren,
neige ich den Kopf zurück,
die Natur zu korrigieren,
doch das bringt ein steifes G'nick.
Selbst durch Hungern und Kasteien
ging das Ding nie ganz zurück,
mit Massieren und Salbeien
hatt' ich ebenfalls kein Glück.
Gern pflegt' ich Apotheose
ungetrübt dem eig'nen Ich,
doch diese Profilneurose
stört mich dabei fürchterlich.
Schwer nur kann ich's glauben, fassen,
dass mir bleibt der Schande Fleck,
ich verfolg mit tiefem Hassen
diesen Rest von Babyspeck.
Vieles würd' ich dafür geben,
würd' befreit ich von dem Frust,
der behindert stark mein Streben,
alles für's Prinzip der Lust.
Sollt' nichts and'res, helfen, nützen,
will ich gern der Erste sein,
diesen Trend zu unterstützen:
"Doppelkinn ist schick und fein."Geändert von wenigviel (06.12.2006 um 10:02 Uhr)
wenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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01.12.2006, 21:56 #2
gefaltet
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Hi wenigviel!
Selten so gelacht
Tolles Ding! (für sowas lohnt es sich doch ma die Stammkategorien zu verlassen)
Hakelt zwar an einigen Stellen...aber wen stöhrt das schon
netter Text! Gern gelesen!
lg redmoon^ © Jahn S. (nur mit besonderer Erlaubnis von mir zu verbreiten/veröffentlichen)
Alle meine Werke auf einen Blick ( Werkeverzeichnis dotcom Stand [08.02.09])
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02.12.2006, 14:22 #3
gefaltet
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Hallo diechallenger,
Ich freue mich, dass Dir meine Profilneurose Spaß bereitet hat und freue mich über Dein Lob.
Vor die Wahl gestellt, ob mit Hals mit oder ohne Hals ohne, würde ich sie mit gerne weiter ertragen.
Hallo redmoon,
auch wenn es vielleicht manchmal so wirken sollte, ich bin nicht unbedingt ein Stammspieler und habe auch keinen Stammplatz und dies auch nicht in der hiesigen Mannschaft und daher eher ein Gelegenheitsspieler.
Ich danke Dir für Dein Lob und deine Nachsicht, mir mein Hakeln bei meinem Spiel nachzusehen.
Euch beiden ein lieber Dankgruß, wenigvielwenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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02.12.2006, 19:03 #4
Kiwifrüchtchen
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Hallo wenigviel!
Koestlich!
Wunderbar trockene Satire, in der sich das lyrIch schonungslos selbst auf die Schippe nimmt.
Hab mich gut amuesiert und hoffe, dass es bald mehr solcher Dingser von Dir zu lesen gibt.
Eine klitzekleine Kritik:
letzte Strophe...ein Doppelpunkt waer hier mE besser angebracht...
Ein gelungenes Werk als Lektuere am Sonntagmorgen..., ich bedanke mich dafuer!
Schmunzelnde Gruesse von
Lailany
Nachtraeglich angemerkt: es hakelt an KEINER Stelle!
Falls ein Haken gefunden wird, wuerd ich gern erfahren, wo.
Lass mich gern eines besseren belehren...Geändert von Lailany (02.12.2006 um 23:15 Uhr)
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02.12.2006, 19:43 #5
gefaltet
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Hallo wenigviel,
gelungenes Werk zum leidigen Thema, finde ich.
Daß es holpert, sehe ich nicht, nur habe ich selbst auch immer das Problem mit dem "Verlegenheits-Apostroph", wie bei "möcht' ich " oder "schreck' ich".
Vielleicht wäre die Lösung so besser:
1.Strophe: "will" statt "möcht"
3.Strophe: "schrecke oft aus tiefem Schlummer" (hier auch ...oft auf aus..." als Rezitationsfalle).
Sehr schön finde ich die Wortspiele wie G'nick (hier -'- sehr witzig) oder Salbeien - macht Spaß zu lesen, auch das man gezwungen wird, Worte wie Vis i onen lang zu lesen, daß der Rhythmus passt - Respekt!
MfG ComiculusGeändert von comiculus (02.12.2006 um 19:45 Uhr)
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02.12.2006, 19:55 #6
Slawische Seele
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Kummerspeck
Hallo wenigviel,
wer für ein bißchen Doppelkinn so viel lustige Strophen schafft, der sollte froh sein, dass er eines hat (oder das lyr. Ich).
Lesefluß und Humor sind total gelungen.
Liebe Grüße
DanaDie Seele ist kein Wasser, dessen Tiefe gemessen werden kann. (ind. Sprichwort)
- Ich bin umgezogen. Meine neue Zuhause-Seite ist in meinem Profil zu finden -
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03.12.2006, 15:41 #7
gefaltet
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Hallo Lailany,
herzlichen Dank für Dein großes Lob, dass hier für ebensolche Freude gesorgt hat.
Natürlich hast Du mit dem *:* vollkommen Recht.
Da es auch im handschriftlichen Original so wie von Dir gefordert steht, gehe ich davon aus, ich habe beim Schreiben hier die Hebetaste zu flüchtig gedrückt.
Hallo comiculus,
Auch Dir mein herzlicher Dank für Dein Lob und die Freude die es mir bereitet sowie für Deine Anregungen, die ich gleich aufgenommen und versucht habe umzusetzen.
Hallo Dana,
Deinem Lob gilt mein uneingeschränkter herzlicher Dank und meine Freude, doch ist es mir immer noch nicht gelungen mein lyrisches Ich zum Übersehen oder gar Dank gegenüber meinem Zuviel an Profil zu bewegen.
Ich werde ihm Deine Post zu lesen geben. Bin gespannt.
Euch allen ein lieber Dankgruß, wenigvielGeändert von wenigviel (03.12.2006 um 15:47 Uhr)
wenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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05.12.2006, 21:32 #8
gebügelt
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auch ich musste schmunzeln.. Trotzdem finde cih es hakt an einer Stelle und zwar
Gern pflegt' ich Apotheose
ungetrübt dem eig'nen Ich,
doch eine Profilneurose
stört dabei ganz fürchterlich.
habe mir schon den Kopf zerbrochen wie man das änden könnte dass die Metrik dort verbessern ließe, ist mir aber nichts gescheites eingefallen, oder so in etwa:
doch stört mich die Profilneurose
bei der Pflege fürchterlich~~Ae~~
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06.12.2006, 06:24 #9
gefaltet
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Hallo liebe Anette,
sehr schön Dich zu Besuch hier in meinem Gedicht zu sehen.
Dein Vorschlag liest sich alleine gut, aber liest Du ihn im Zusammenhang mit den beiden ersten Zeilen, musst Du den Leserythmus umstellen, weil die Silbenmenge sich in jeder Zeile um eine erhöht.
Die Silbenmengenfolge der vier Zeilen bei mir ist: 8,7,8,7
Die Silbenmengenfolge der vier Zeilen bei Dir wäre: 8,7,9,8
Deinen Vorschlag nehme ich mit Dank zunächst einmal zu den Arbeitsakten, womit er die reelle Chance hat, sich doch noch, wenn wahrscheinlich auch in mehr den obigen Kriterien angepasster Form, durchzusetzen.
Mit liebem Dank- und Guten-Morgen-Gruß, wenigvielGeändert von wenigviel (06.12.2006 um 06:29 Uhr)
wenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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06.12.2006, 06:39 #10
gebügelt
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das war mir schon aufgefallen, wenigviel. Jedoch liest es sich nicht gut.
dann schreib: doch stört die Profilneurose mich fabei ganz fürchterlich ..dann liegt die betonung anders und es haut hin. L.G.Anette~~Ae~~
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06.12.2006, 10:09 #11
gefaltet
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Hallo liebe Anette,
und wieder sage ich, dieses Mal für Deine zu meinem Vorteil äußerst konstruktive Hartnäckigkeit, danke, die die erneute Änderung bewirkt hat.
Mein lieber Gruß an Dich wird wiederum von meinem Dank an Dich begleitet, wenigvielwenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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06.12.2006, 11:18 #12
verbanntes Mitglied
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Hallo wenigviel,
meiner Meinung nach hätte dein Nick dir hier Verpflichtung sein sollen. Das Gedicht ist viel zu lang geraten. Der fatale Eindruck, dass es am Unvermögen lag, zum Schluss und auf den Punkt zu kommen, wird noch dadurch verstärkt, dass beständig die Grammatik verbogen und dutzendfach oder mehr auf Elisionen zurückgegriffen werden musste. Den Rest besorgen diese drei Doppelverben an Zeilenenden. Es mag sich ja um versinnbildlichte Doppelkinns handeln, im Zusammenhang mit der restlichen Schluderei spricht es einfach nur für oberflächliches Arbeiten und als Leser erwarte ich, dass man um meine Gunst buhlt.
Die im Grunde ganz nette Beschreibung verliert ihren Reiz durch die Länge und die Wendung am Schluss ist dafür nicht peppig genug. Erstens wird der Trend nicht unterstützt, sondern überhaupt erst aufgebracht und besonders witzig und geistreich ist es nicht, aus der Not eine Tugend erklären zu wollen. Hier fehlt der Gag, warum es denn eine Tugend sein soll. Was also in der Länge gekürzt werden könnte, müsste in der Würze nachgebessert werden. Ach ja, diesen schrecklichen Apotheosen-Neurosen Quatsch würde ich als Erstes streichen.
Gruß
Tom
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06.12.2006, 13:11 #13
gefaltet
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Hallo Tom Brunner,
ich habe durchaus Verständnis für Deine Meinung hier, selbst wenn ich sie nicht teile und oder Deinen Aufforderungen nicht folge.
Wir müssen ja nicht alle den gleichen Geschmack oder die gleiche Auffassung besitzten und haben trotzdem die Chance, jeder nach seiner Fasson glücklich werden zu können.
Die Länge des Gedichtes, d.h. die vielen Strophen sind Absicht und bezwecken durch ihre Anzahl und Vielartigkeit gegenüber diesem an und für sich Kleinstproblem eine Verstärkung des Satirischen.
Hallo syranie,
es freut mich, dass Dir mein Werk gefällt und dass Du es gegen Deine Gewohnheit und Abneigung gegen längere Gedichte trotzdem gelesen hast, betrachte ich als ein besonderes Lob, für das ich mich herzlich bedanke.
Mit gefühlsbreitem Gruß, wenigvielwenigviel
Es kann sein, alles ist anders als wir es wahrnehmen und erkennen und doch müssen wir es uns glauben.
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06.12.2006, 16:38 #14
verbanntes Mitglied
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Danke für dein Verständnis, wenigviel. Ich weiß das zu schätzen. Ich kenne ja auch Gedichte mit noch viel mehr Strophen, die mir dennoch gefallen. Vermutlich habe ich also vorschnell und ungerecht geurteilt.
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01.01.2007, 19:16 #15Tessa Guest
Hallo wenigviel,
trotz der Länge, die hier sehr kurzweilig ist, richtig gern gelesen und geschmunzelt.
Ein leidiges Thema, ein gesundes Ego und der Wunsch nach Veränderung, gepaart mit einem kritischem Spiegelbild und der schließenden Erkenntnis, dass alles wohl so sein muss und seinen Charme hat, zwinker.
Was soll hier das lang Gegrübel,
"haben Spiegelbilder Recht"?
Zwingt dich morgens schon das Übel
mach dich nicht zum Stiefelknecht.
Ignoriere die Gedanken,
häng den Spiegel von der Wand.
geh mal eben einen "tanken",
fühlst dich wie im Morgenland.
Machst du dann doch dumme Sprüche,
an der Bar, mit wenig Sinn.
Droht ein Zentnermann dir Brüche,
halt das Kinn gleich doppelt hin.
~~~~
Ganz liebe Grüße,
Tessa